Löwe (Panthera leo)
Panthera leo
von Marcus Skupin | Welt der Katzen (Artikeldaten)
Eine der wenigen Katzenarten, die im Familienverbund leben, ist der Löwe (Panthera leo, früher: Felis leo). Die Rudelgröße bei Löwen beträgt zwischen 4 und 40 Tiere. Löwen sind nach den Tigern die zweitgrößte, lebende Katzenart der Erde und das größte Landraubtier des afrikanischen Kontinents.
Die weltweite Löwenpopulation beträgt weniger als 30.000 Exemplare [4].
Löwen sind recht häufig für Todesfälle bei Menschen verantwortlich.
Verbreitung des Löwen
Der Löwe kommt derzeit noch auf zwei Kontinenten nämlich in Afrika und Asien vor, obwohl er in früheren Zeiten die wohl am weitesten verbreitete Katzenart war. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet reichte von Mittelamerika über Alaska, Sibirien und Mitteleuropa bis Indien und Südafrika. Auch im heutigen Deutschland kamen Löwen vor. Nordrhein-Westfalen ist beispielsweise eines der drei deutschen Bundesländer, in dem besonders viele Relikte des Höhlenlöwen gefunden werden konnten.
Bereits Herodot nennt als Verbreitungsgebiet des Löwen Griechenland [8], nämlich Macedonien, Thracien und Akarnien. Kaup [5] berichtet ebenfalls, der Löwe sei früher, außer in Afrika, in Europa (Macedonien und Thessalien, also Mittelgriechenland) sowie in Asien (Syrien - bis Ganges und Drus, Palästina, Cilicien (heute Teil der Türkei), Armenien und im Lande der Parther, das sich von Euphrat und Tigris nach Osten und vom Kaspischen Meer nach Süden bis zum Persischen Golf erstreckte) verbreitet gewesen. In Afrika gibt Müller [6] sein Vorkommen wie folgt an: "Fez - Marokko, in der Barbarey (Anm.: früher die Staaten an der nordafrikanischen Küste), am Atlas, vom Cap Blanco, bis zum Cap Tagrin, in Guinea, am Gambia, wo er die höchste Größe erreicht, in Kampo Angela, in Natals Land (Anm.: heute Südafrika) sowie die Königreiche Biri, Monomotapa und Abessinien. Als asiatisches Verbreitungsgebiet nennt er: Arabie, Indostan, Malabar (Anm.: Distrikt in Indien), Ceylon und die Sundainseln. Das Vorkommen des Löwen gehe zudem kaum über den 24sten Breitengrad hinaus [6].
Der Lebensraum des Löwen wird durch die Ausbreitung des Menschen immer weiter eingeschränkt. Im Jahr 2004 lebten nach Schätzungen der IUCN zwischen 20.000 und 30.000 Löwen in freier Wildbahn. Allein zwischen 1980 und 2000 dürften sich die Bestände nach Schätzungen um bis zu 50 % reduziert haben.
Noch im Jahr 1996 wurde von deutlich mehr lebenden Löwen, nämlich 30-100.000 Tieren ausgegangen. Die Organisation LionAid prophezeit im April 2012, dass es in etwa 20 Jahren kaum noch freilebende Löwen geben werde (Q3).
In den Staaten Elfenbeinküste, Ghana und im Kongo soll der Löwe bereits ausgestorben sein. "Our results raise the possibility that no resident lion populations exist in Congo, Côte d"Ivoire and Ghana." (Q4).
Beware of Lions
© 2018, Marcus Skupin
Grund für die Rückgänge sind neben den Einschränkungen des Lebensraums auch Erkrankungen wie z.B. die Staupe, eigentlich eine Erkrankung von Hunden, oder auch die Tuberkulose. Bis zu 70 Prozent der Löwen sind zudem mit dem auch bei Hauskatzen bekannten FI-Virus (FIV) infiziert, einem Krankheitserreger, der die Immunabwehr der Tiere schwächt und somit die Anfälligkeit gegenüber anderen Erkrankungen sehr stark erhöht. Auch die Trophäenjagd trägt leider noch immer zum Rückgang der Löwenpopulationen bei. Zumindest in den großen Schutzgebieten Ost- und Südafrikas scheint die Zukunft des Löwen jedoch bislang gesichert. Das Löwenschutz trotz der traurigen Prognosen Wirksamkeit zeigen kann, zeigt das Beispiel der asiatischen Löwen im Gir-Forest, Indien.
Unterarten
Asiatischer Löwe (Panthera leo persica)
seine Abtrennung von der afrikanischen Löwenlinie soll nach molekularbiologischen Untersuchungen vor etwa 70.000 bis 200.000 Jahren stattgefunden haben. Wurde früher auch als Perserlöwe bezeichnet, so z.B. in Brehms Thierleben. Kaup beschreibt seine Mähne als fast schwarz [5]. Engster Verwandter ist nach heutigen Erkenntnissen der Berberlöwe.
Als weitere Löwen(unter)art beschreibt Alfred Brehm den Guzeratlöwen (Leo googratensis), eine mähnenlose Löwenart aus Indien.
Berberlöwe (Panthera leo leo)
ausgestorbene, nordafrikanische Unterart des Löwen. Das letzte Exemplar soll im Jahre 1922 im Atlasgebirge erlegt worden sein. Kaup [5] beschreibt ihn als die stärkste Art, mit der "reichsten Mähne, die sich über die Brust längs dem Bauch und über die Schenkel hin fortsetzt und mit schwarz gemischt ist." Eine ausführliche Beschreibung des Berberlöwen findet sich in Brehms Thierleben aus dem Jahre 1884.
Kaplöwe (Panthera leo melanochaitus)
ausgestorbene, südafrikanische Unterart des Löwen. Der Unterartenstatus ist allerdings umstritten. Der Kaplöwe wurde im 19. Jahrhundert durch den Menschen ausgerottet. Das letzte bekannte Exemplar soll im Jahr 1865 im Osten Südafrikas, der Provinz KwaZulu-Natal geschossen worden sein.
Katanga-Löwe (Panthera leo bleyenberghi)
auch als Angolalöwe bezeichnet. Vorkommen in Südwestafrika (Angola,Sambia, Südkongo)
Transvaal-Löwe (Panthera leo krugeri)
südafrikanische Unterart des Löwen, die dort insbesondere im Nordosten, in der Kalahari und z.B. im Krüger-Nationalpark vorkommt.
Massai-Löwe (Panthera leo massaicus)
ostafrikanische Unterart des öwen. Vorkommen in Äthiopien, Kenia, Tansania bis Mosambik.
Senegal-Löwe (Panthera leo senegalensis)
westafrikanische Unterart des Löwen. Die Bestände des Senegallöwen sind so stark zurückgegangen, dass er als vom Aussterben bedroht gilt. Der senegalische Löwe hat eine Mähne, die "lebhaft röthlich gelb gefärbt ist" [5].
Kongo-Löwe (Panthera leo azandica)
im Kongo vorkommende Unterart des Löwen.
Leena - die Löwin
Als "König der Tiere" kommt der Löwe nicht nur in zahlreichen Fabeln vor, sondern wurde im Laufe der Jahrhunderte auch häufig als künstlerisches Motiv verwendet.
"Der Löwe verträgt unser Klima recht gut, läßt sich ausnehmend zahm machen, und selbst zum Zug, und zur Jagd anderer Thiere abrichten." [2] Kaup berichtet zur Zähmung von Löwen: Jung gefangen wird der Löwe sehr leicht zahm und bleibt es manchmal gegen seinen Wärter bis ins Alter, wie man in neuerer Zeit mehrmals beobachtet. Er zeigt dann für erhaltene Wohlthaten ein sehr gutes Gedächtniß und erkennt seinen Wohlthäter oft nach langer Zeit wieder." [5]
Die Bezeichnung des weiblichen Löwen lautet nach Magnus (ca. 1240 AD) Leena [3].
Nutzen des Löwe
Das Fell des Löwen diente in Afrika als Symbol des Mutes und der Herrschaft. Einst war es der "Schmuck der Helden", wurde dann im 19. Jahrhundert in Afrika zu Bettdecken, von den Europäern hingegen zu Pferdedecken und Riemen verarbeitet. Der Volksmund behauptet, wo eine Löwenhaut hänge, weichen Mäuse und Katzen. [6]
Pommes de Lion (Löwenäpfel) dienten als Mittel zum "Erweichen" und gegen Schmerzen. Hierbei handelte es sich um Haarballen, also die Haare die der Löwe bei der Fellpflege aufnimmt und dann mit Speichel vermischt wieder auswürgt [6].
Das Fleisch des Löwen wurde zudem in Afrika von den Einheimischen gegessen [6]. Auch soll ein zwischen Tunis und Algier lebender, arabischer Stamm, fast ausschließlich von Löwenfleisch leben, das dem Kalbfleisch ähneln soll [7]. Nach Magnus [3] wusste bereits Plinius (gestorben 79 AD), dass Löwenfleisch und insbesondere das Löwenherz "gut für die Leute" sei.
Die morgenländischen Fürsten hielten Löwen "zur Pracht", in Europa werden sie zuweilen in Tiergärten und zu Tierhetzen gehalten. [7]
löwische Einzelheiten..
löwische Einzelheiten..
Steckbrief Löwe
Informationen zum Löwen in Kurzform in den Steckbriefen der Großkatzen.
Löwendame
© 2019 Marcus Skupin
Daten zum Artikel "Der Löwe"
Skupin, Marcus | Der Löwe (Panthera leo), online, veröffentlicht am 22. Dezember 2002 auf Welt-der-Katzen.de (Stand: 20. Februar 2023)
Bibliographie / Quellen:
[1] Skupin, Marcus: Welt der Katzen, online (2002)
[2] Donndorff, Johann August: Zoologische Beyträge zur XIII. Ausgabe des Linneischen Natursystems, Band 1 (1792)
[3] Magnus, Albertus; Megenberg, Konrad (Übersetzung): Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache von Konrad (von Megenberg) - 1309 bis 1374, Hrsg. Franz Pfeiffer, Verlag von Karl Aue, Stuttgart 1861, Originalausgabe: ca. 1244
[4] Krafte Holland K, Larson LR, Powell RB: Charakterisierung des Konflikts zwischen Menschen und Großkatzen Panthera spp:Eine systematische Überprüfung von Forschungstrends und Managementmöglichkeiten. PLoS ONE 13(9): e0203877. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0203877, 2018
[5] Kaup, Dr. J.J.: Das Thierreich in seinen Hauptformen, Erster Band, Verlag Johann Philipp Diehl, Darmstadt 1835, S. 298 ff.
[6] Müller, Anton: Die Reiche der Natur, Verlag Gottfried Vollmer, Hamburg, 18xx
[7] Suckow, D. Georg Adolph: Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Naturgeschichte der Thiere, Erster Teil; Säugethiere, S. 262, Weidmannische Buchhandlung, Leipzig 1797
[8] so Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig: Die Raubsäugethiere i. Die vollständige Naturgeschichte des In- und Auslands, Leipzig/Dresden 1852