Chilenische Waldkatze (Leopardus guigna)
Allgemeines / Verbreitung
von Marcus Skupin | Welt der Katzen
Die Chilenische Waldkatze (Leopardus guigna, früher auch: Oncifelis guigna oder Felis guigna) wird im deutschen gelegentlich auch als Nachtkatze bezeichnet. Im angloamerikanischen Sprachraum ist sie unter der Bezeichnung Kodkod bekannt. Nach neueren genetischen Untersuchungen gehört die Chilenische Waldkatze in den vor etwa 12 Mio. entstandenen 1. Hauptzweig der Katzenfamilie, die sogenannte Ozelotgruppe, konkret zu den Pardelkatzen (vgl. auch Abschnitt Taxonomie).
Sowohl der wissenschaftliche Name Oncifelis guigna als auch der regionale Name KodKod stammen aus der südamerikanischen Heimat der Chilenischen Waldkatze. So wird angenommen, dass KodKod eine spanische Übernahme des Namens "colocolo" aus dem Dialekt der Mapuche ist, der jedoch bereits die Pampaskatze (Oncifelis colocolo) benennt. La guiña ist dagegen der lokale spanische Name für diese Katzenart.
Die Chilenische Waldkatze wird von der IUCN als gefährdet eingestuft (Anhang B des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen). Der Bestand wird auf weniger als 10.000 Tiere geschätzt und die Tiere sind sowohl in Chile als auch in Argentinien geschützt, der Handel ist verboten. Im Verbreitungsgebiet der Katzen gibt es außerdem eine Reihe von Schutzgebieten.
Ursprünglich war die Chilenische Waldkatze in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet sehr häufig. Sie wird vorwiegend durch den Rückgang ihres Lebensraumes bedroht. Der Lebensraumrückgang betrifft dabei vor allem den Norden des Landes, wo die möglichen Lebensräume auf kleine Flecken zusammengeschrumpft sind. In Zentralchile bestehen dagegen noch große Gebiete, in denen die Katze leben kann und sich dank großer Populationen von Nagetieren auch vermehrt.
Die Bejagung stellt eine geringe Bedrohung dar, wenngleich sie als potenzieller Nutztierräuber besonders für Geflügel auch von örtlichen Bauern geschossen wird. Auch bei illegalen Fuchsjagden werden gelegentlich Katzen erlegt, Felle der Tiere gelangen jedoch sehr selten in den Handel. In Zoos ist die Katze nicht zu finden, die einzige bekannte Ausnahme bildet der Zoo in Santiago de Chile, der ein einzelnes männliches Exemplar hält.
Taxonomie
Die Chilenische Waldkatze ist nach Ansicht mancher Zoologen keine eigenständige Art, sondern eine Unterart der Kleinfleckkatze. Molekularbiologische Studien konnten die nahe Verwandtschaft beider Arten nachweisen, sodass sie auf jeden Fall Schwesterarten darstellen, die nächste verwandte Art ist die Pampaskatze (Leopardus colocolo).
In der Frage der Gattungszugehörigkeit gab es Unstimmigkeiten.
In älteren Werken wurde die Chilenische Waldkatze - wie fast alle Katzen - als Felis guigna in die Gattung Felis eingeordnet, später wurde sie mit den zwei oben erwähnten Arten zur Gattung Oncifelis eingruppiert. Jüngste Systematiken wie Wilson & Reeder (2005) ordnen diese Gattung schließlich bei den Pardelkatzen (Leopardus) ein, deren bekanntester Vertreter der Ozelot ist. Diese Einteilung wurde grundsätzlich auch durch genetische Untersuchungen bestätigt (O'Brien und Johnson). Die Katzenart gehört auf jeden Fall zur Ozelotgruppe, die vor etwa 12 Millionen Jahren entstanden ist. Ob die Zuordnung schließlich in die Gattung Leopardus oder weiterhin als Oncifelis erfolgen wird, bleibt abzuwarten.
Es werden zwei Unterarten unterschieden:
* Leopardus guigna trigillo (Zentralchile, keine Flecken auf den Füßen)
* Leopardus guigna guigna (Südchile, kleine helle Flecken auf den Füßen)