Nackte Katzen
Die Sphynx
von Marcus Skupin | Welt der Katzen
(2013, aktualisiert 03.10.2021)
Gesehen habe ich sie schon oft. Auf Fotos natürlich und ab und zu einmal ein Exemplar auf einer Katzenausstellung. Meist durch die Käfigstäbe, gelegentlich saß auch einmal ein Exemplar auf dem Käfig und konnte dort in voller Pracht bewundert werden. Obwohl... In voller Pracht? Prächtig im eigentlichen Sinne sind Sphynx-Katzen doch nicht, oder? Da denkt man eher an Katzen mit prächtigem Fell, eine heilige Birmakatze vielleicht oder eine Maine Coon, bei deren Größe ich durchaus schon das eine oder andere Mal einen Ausruf der Bewunderung von mir gegeben habe. Innerlich natürlich, man(n) will ja nicht auffallen.
A u f f a l l e n. Ein interessantes Stichwort im Zusammenhang mit den Sphynx-Katzen. Sie fallen definitiv auf, die nackten Katzen. Große Ohren, haarlose, schrumpelige Haut. Das ist doch keine Katze mehr. Zumindest entspricht es nicht der landläufigen Vorstellung von einer Katze. Nicht meiner. Und nicht der der meisten anderen Katzenliebhaber.
Bevor jetzt der große Aufruhr beginnt; bei den Sphynx-Freunden; "Na klar, wieder so ein Artikel, der unsere Lieblinge in den Schmutz zieht". Und bei allen anderen; "Das ist doch auch wirklich krank, wie kann man sowas lieb haben!" und im Weiteren Schlagworte wie "Qualzucht", "Zuchtverbot", "Monster" und andere Nettigkeiten die Runde machen. A b w a r t e n... - und erst mal weiterlesen.
Canadian Sphynx
© Catherine Esche
An den Sphynx, wie die nackten Katzen meist vereinfacht genannt werden, scheiden sich die Geister; selbst die der vielen Menschen mit einer Affinität zu Katzen.
Das mag natürlich an deren ungewöhnlichem Aussehen liegen, hat aber auch noch andere Gründe. Einer der Hauptgründe ist sicher, dass der größte Teil der Menschheit bisher keinen echten Kontakt zu diesen Tieren hatte. - Was man nicht kennt, lehnt man oft ab. Und dass obwohl wir Menschen uns mehrheitlich als aufgeschlossen und tolerant betrachten.
Katzen sind da anders. Für sie kommt es weniger auf das Optische oder gar Geschmacksfragen an, als vielmehr auf die zahlreichen Signale, die ihnen sagen, "dass ist ein Artgenosse". So wundert es kaum, dass sich behaarte und unbehaarte Katzen ohne Weiteres gemeinsam in einer Gruppe, quasi einer "Familie" halten lassen und sich dort super verstehen. So auch bei Barbara Knollmann, die ich gemeinsam mit meiner Frau an einem Wochenende im Januar 2013 besuche. Neben Hund und Britisch-Kurzhaarkatze tummeln sich hier auch einige Exemplare haarloser Katzen. Klar. Schließlich sind die der Grund unseres Besuches.
Es ist kalt draußen. In der gemütlichen, warmen Wohnung steht schräg gegenüber dem Wohnzimmerfenster ein großer Kratzbaum, auf dem zwei Sphynx-Katzen auf den Liegeflächen vor sich hindösen. Ein paar Sonnenstrahlen fallen durch das Fenster und zaubern winzige Schatten auf deren faltige Haut. Ein friedliches Bild.
Ich lasse "Adonis" einen Don-Sphynx-Kastraten kurz an meiner Hand schnuppern. Begrüßung muss sein. Dann kann ich ihn endlich streicheln. Noch nie habe ich eine Sphynx angefasst und bin neugierig, ob die Beschreibungen zutreffen. Tatsächlich habe ich das Gefühl, über warmes Veloursleder zu streicheln. Ein schönes Gefühl. - Nicht allerdings für "Adonis". Der zuckt unweigerlich zurück. Kein Wunder. Bin ich doch gerade erst von draussen hereingekommen und habe eiskalte Hände. Sorry. Wie gedankenlos. Also schnell die Hände warm reiben und einen zweiten Versuch starten. Jetzt ist alles gut. Schnurrend schmiegt sich "Adonis" an meine streichelnde Hand.
Auch die anderen Nacktkatzen, die kanadische Sphynxe "Alegthi", "Kitty-Kitty" und "Coco Chanel" kommen neugierig näher. Sie alle fühlen sich an, wie das erwähnte Veloursleder oder auch ein warmer Pfirsich. Schwänzchen, Öhrchen und natürlich das Katzennäschen fühlen sich ebenso wie die Unterseite der Pfoten, deutlich kühl an. Die faltige Haut macht den Eindruck, als säße sie recht locker auf den muskulösen Körpern.
... und sie haben doch Haare
Sphynx-Katzen sind nicht vollständig haarlos. Sie besitzen - mit Ausnahme der Kohana, einer hawaianischen Mutation, die lediglich kleine Haarfolikel aufweist - einen mehr oder weniger starken Haarflaum, der zudem in Abhängigkeit vom Alter des Tieres, der Jahreszeit und hormonellen Einflüssen variiert.
Die Haarlosigkeit ist entgegen vielfacher Meinung auch keine "Erfindung" des Menschen. Sie kommt bei Hauskatzen und auch bei den Rassekatzen als Mutation immer wieder natürlich vor. Grundsätzlich lassen sich zwei genetische Dispositionen unterscheiden. Zunächst bekannt wurde die genetische Veranlagung der Canadian Spynx, bei der die Haarlosigkeit autosomal rezessiv vererbt wird. Bei der erst später "entdeckten" Don-Sphynx sowie bei der von dieser abstammenden Peterbald geht die Vererbung auf ein dominantes Gen zurück. Die unterschiedlichen Gene passen bezogen auf die Haarlosigkeit übrigens nicht zusammen.
Biologische Sensation
Als die ersten Nacktkatzen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt wurden, waren sie eine biologische Sensation. Erste Presseberichte über haarlose Katzen stammen vom 22.01.1878. Im Januar 1878 wurde ein in Bradford, New Hampshire, geborenes Nacktkatzenpärchen (Scud und Mystery) auf einer Katzen-Show in Boston gezeigt.
Doch bereits einige Jahre früher, war die Existenz von nackten Hauskatzen zumindest einem "Fachpublikum" bekannt. Fitzinger nämlich berichtet in "Der Zoologische Garten" aus dem Jahr 1868 über diese "überaus hässliche" Form der Hauskatze (Felis domestica depilata) und äußert die Vermutung es könne sich bei dieser Katzenrasse um ein "Kunststück wandernder Zigeuner" handeln.
Das erste bekannte Foto haarloser Katzen wurde 30 Jahre später, im Jahr 1898 in Albuquerque, New Mexico aufgenommen und mitsamt eines Briefes im Jahr 1902 an einen Mr. H.C. Brooke verschickt. Das Foto zeigt - ebenfalls ein Katzenpärchen - die Kätzin "Nellie" und den Kater "Dick", die auf einem Wohnzimmertisch posieren. Die neu entdeckte "Katzenrasse" wurde als Mexican Hairless bezeichnet. "Nellie" und "Dick" sollen die letzten Exemplare einer alten, aztekischen Katzenrasse gewesen sein. Eine spannende These, die die Tiere zur damaligen Zeit sicherlich nochmals um einiges interessanter erscheinen ließ. Bei genauerer Betrachtung allerdings ist sie nicht haltbar und gehört ins Reich der Legenden. Sicher ist, dass den Azteken die südamerikanischen Kleinkatzen sowie natürlich die einzige amerikanische Großkatze, der Jaguar bekannt waren. Denkbar ist auch, dass vereinzelt Wildkatzenjungtiere gefangen und gezähmt wurden; Hauskatzen im eigentlichen Sinne gab es zur Zeit der Azteken auf dem amerikanischen Kontinent jedoch nicht.
Die ersten und letzten bekannten Exemplare der Mexican Hairless jedenfalls hatten nie Nachwuchs und mit dem Tod der Katze "Nellie" im Dezember 1908 starben die Mexican Hairless Katzen aus. In den Folgejahren gab es weltweit immer wieder Berichte über nackte Katzen. Auch in Toronto, Kanada kamen in Katzenwürfen wiederholt haarlose Kitten vor, die in den 60er und 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Neugier von Züchtern weckten und letztendlich den Grundstock der heutigen kanadischen Sphynx-Katzen darstellen.
In den späten 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde dann im russischen "Rostow am Don" die Katze "Varvara" oder "Varja" bekannt, die ebenfalls haarlose Jungtiere zu Welt brachte. Im Gegensatz zur Canadian Sphynx allerdings ging die Haarlosigkeit bei diesen Tieren nicht auf ein rezessives sondern auf ein dominantes Gen zurück. Die Rasse wurde als Donskoy-Sphynx oder kurz Don-Sphynx bezeichnet.
Soweit die Kurzfassung der bisher bekannten Ursprünge der nackten Katzen. Festzuhalten ist, dass alle Nacktkatzenrassen entweder auf dem rezessiven Gen der Canadian Sphynx basieren, wie z.B. die schon erwähnte Kohana oder Weiterzüchtungen auf Basis des dominanten Gens der Don-Sphynx darstellen, wie das bei der Peterbald der Fall ist.
Katzen mit Charakter
Zurück im warmen Wohnzimmer von Barbara Knollmann. Waren die kleinen Sphynxe bisher schon aufgeschlossen und neugierig, so ist zwischenzeitlich einige Zeit vergangen, in der ich die Gelegenheit genutzt habe, Fotos zu machen. Deutlich ist auf verschiedenen Aufnahmen der Haarflaum der Kätzchen zu erkennen. Die Sphynxe tun das, was Katzen so machen. Sie toben durch die Wohnung, springen und klettern den Kratzbaum rauf und runter, käbbeln sich hier und da ein wenig, spielen geschickt mit den angebotenen Spielzeugen und als es Leckerchen gibt, stürzt alles in die Richtung der fütternden Hand. Kurzum: Sie sind äußerst munter und aufgeschlossen.
Diese Aufgeschlossenheit und der Charakter der Sphynxe sind das, was Sphynxfreunde an ihren Katzen besonders schätzen. Sphynxbesitzerin Catherine Esche erzählt, das sie zunächst "etwas abgeneigt" gegenüber der Rasse gewesen sei. Die Charakterbeschreibung der Katzen habe sie jedoch neugierig gemacht. "Als besonderes Merkmal von uns gilt unser äußerst liebenswertes Wesen, unsere Anhänglichkeit und unsere Fixierung auf den Menschen. So kommt es vor, das wir Sphynxkatzen den Interessen unseres Menschen nacheifern und überall dabei sein wollen.", schreibt sie auf ihrer Homepage.
Auch Barbara Knollmann gerät ins Schwärmen, als ich sie danach frage, was sie für die Rasse der Sphynx begeistert. "Ihre unglaubliche Anziehungskraft - ihr so liebes Wesen - ihre Art, mit uns Menschen umzugehen, ihr schönes, anmutiges, muskulöses Aussehen sowie ihre Einzigartigkeit allgemein! Immer sind sie präsent und zeigen mir ihre Lust am Leben, springen und hüpfen durch die Wohnung, das es eine Wonne ist, ihnen dabei zuzusehen!"
Die Begeisterung, die Sphynxe oft bei denen hervorrufen, die diese Katzen näher kennen lernen durften, kann man schon in dem bereits erwähnten Brief von T.J. Shinick an H.C. Brooke aus dem Jahre 1902 nachlesen. "Ich finde, sie sind die intelligentesten und liebevollsten Familientiere die ich unter den Katzen je erlebt habe, die schnellsten und die intelligentesten Katzen die ich je sah. [...] Ihre Körper sind immer warm und weich, wie bei einem Kind. Sie lieben es gestreichelt und liebkost zu werden, und sind sehr verspielt. Sie klettern am Körper rauf und runter und sogar um die Taille, wie ein Blitz."
Qualzucht?
Weit weniger Begeisterung ernten die Sphynx-Katzen, wenn man den berühmten Mann (oder die Frau) "auf der Straße" oder gar Tierschützer befragt. Sphynx-Katzen auf Katzenausstellungen sorgen unter den Besuchern durchaus schon mal für "Iihh"-Rufe.
Natürlich gibt es auch sachlichere Meinungen. "Das Fell einer Katze erfüllt nunmal eine Schutzfunktion und ist nicht umsonst gewachsen!!! Eine Mutation zu vermehren ist auch eine Frage der Ethik...", so beispielsweise ein Kommentar in einem Katzenforum. Andere werden da deutlicher. Es wird davon gesprochen, dass Sphynx frieren, im Sommer einen Sonnenbrand bekommen, mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben und dass nackte Katzen aus diesen und anderen Gründen leiden müssen. Schlagen die Wogen der Diskussion höher, fallen auch mal Worte wie eklig und abscheulich oder es ist gar von Monstern und Abnormitäten die Rede.
Der Gesetzgeber scheint den Kritikern Recht zu geben. Ein Gutachten zur Auslegung des 11b Tierschutzgesetz (sogenannter Qualzuchtparagraph) aus dem Jahre 1999 führt unter anderem auch die Sphynx als haarlose Katzenrasse mit auf. Wer genau nachliest, wird allerdings feststellen, dass Nacktkatzen mit intakten Vibrissen (Tast- oder Schnurrhaare) per se nicht als Qualzucht gelten. Die Regelung wird allerdings in Kürze in neuer Fassung in Kraft treten. In einer Stellungnahme zum Thema Qualzucht und Nacktkatzen vom 01. Februar 2013 teilte das zuständige Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) auf Anfrage mit: "Hierzu wird künftig bei der Entscheidung über das Vorliegen von Qualzuchtmerkmalen den züchterischen Erkenntnissen eine entscheidende Bedeutung zukommen. Wenn züchterische Erkenntnisse das Auftreten von Qualzuchtmerkmalen nicht erwarten lassen, steht einer Zucht mit den betreffenden Tieren nichts entgegen." und mit Bezug auf das schon erwähnte Gutachten, "Um eine alleinige Entscheidungsgrundlage kann es sich dabei aber nicht handeln. Auch ist zu berücksichtigen, dass das Gutachten den Wissensstand von 1999 wiedergibt, der sich inzwischen (z. B. durch Zuchtmanagementmaßnahmen) geändert haben könnte (eine Überarbeitung ist derzeit nicht geplant)."
Barbara Knollmann und andere Sphynxbesitzer sind sich, auf das Thema Qualzucht angesprochen, darüber einig, dass die nackten Katzen "in keinster Weise eingeschränkt" sind. Nala Huerth ergänzt, "Zum Thema Tasthaare hätte ich eine Frage. Woher weiß man, dass die Katzen in der Dunkelheit eingeschränkt sind? Existieren dazu Tests, die das belegen oder sind das lediglich Vermutungen? Alles was ich Ihnen über meine Katzen sagen kann ist, dass sie nachts weder gegen Möbel rennen, noch dass sie langsamer oder vorsichtiger durch die Wohnung laufen. Daraus schließe ich, dass sie in keinster Weise beeinträchtigt sind." Eine Einschätzung, die ich durch meine Beobachtung der Sphynx durchaus bestätigen kann. Ob es eventuell Tests bezüglich der behaupteten Einschränkungen durch fehlende Tasthaare gibt, konnte ich nicht recherchieren. Ich vermute allerdings, dass die Behauptung nicht wissenschaftlich untersucht wurde.
Im Wohnzimmer bei Barbara Knollmann haben sich zwischenzeitlich zwei der Sphynx verkrümelt. Das heißt, sie sind nicht wirklich weg, sondern haben es sich auf der Couch gemütlich gemacht und sich in eine Kuschelhöhle zurückgezogen. Sie liefern mir damit das Stichwort für eine weitere Frage, nämlich die nach etwaigen Besonderheiten, die es bei den Sphynxkatzen vielleicht zu beachten gilt.
Das die Sphynx kein isolierendes Fell haben, schränkt sie im täglichen Leben nicht ein und ist der Grund, warum sich diese interessanten Katzen überraschend warm anfühlen. Entgegen anderslautender Meinungen, die sich auch in Katzenbüchern und im Internet hartnäckig halten, liegt die Körpertemperatur einer gesunden Sphynx nicht höher als die jeder anderen Katze. Nackte Katzen haben einen etwas höheren Energiebedarf. Wichtig ist daher eine hochwertige Katzennahrung; eigentlich ein Muss bei jeder Katze.. .
Fakten
Winterliche Temperaturen sind für die Sphynx ebenso wenig problematisch wie die Sommersonne. Erlaubt ist was der Katze gefällt. Voraussetzung ist natürlich, dass der Katze entsprechende Ausweichmöglichkeiten geboten werden. Wird ihr zu kalt, wird sie die warme Wohnung, im Sommer ggf. einen Schattenplatz oder die dann kühlere Wohnung aufsuchen. Etwas Gewöhnung an die Witterung wird der Katze ebenfalls nicht schaden.
Bei hellgefärbten Katzen besteht ein gewisses Sonnenbrandrisiko, was jedoch nicht nur bei haarlosen Katzen der Fall ist. Auch Katzen mit weißem Fell können durchaus einen Sonnenbrand bekommen. In den meisten Fällen reicht der Sphynx die gleiche, natürliche Hautfunktion, die auch den Menschen vor der Sonne schützt. Die Katzenhaut dunkelt nach. Einige Nacktkatzen bekommen übrigens sogar Sommersprossen. - Wer bei hellhäutigen Tieren sicher gehen möchte, verwendet eine gute Sonnenmilch, die möglichst folgende Eigenschaften haben sollte: Sie sollte wasserfest sein, sofort schützen, schnell einziehen und nicht parfümiert sein. Zu empfehlen ist ein Lichtschutzfaktor ab 20 aufwärts.
Sind Sphynx allergenfrei?
Eine Katze ohne Fell, da sind viele der Meinung, dass die bestimmt super für Allergiker geeignet ist. - Ein Trugschluss. Denn allergisch ist Mensch nicht gegen die Haare der Katze, sondern gegen eine als "Fel-d1" bezeichnete Eiweißverbindung, die sich im Speichel aber auch Urin oder Talg der Katze nachweisen lässt. Die Verteilung der Allergene allerdings ist in einem Haushalt, in dem nur Nacktkatzen leben, etwas verlangsamt.
Pflege muss sein
Auch bezüglich der Pflege sind nackte Katzen nicht ganz ohne. Eine Tatsache über die ich mir bisher überhaupt keine Gedanken gemacht hatte. Was eigentlich bei allen Katzen selbstverständlich sein sollte, nämlich das sie gepflegt aussehen sollten, gilt im Besonderen für die Sphynx. Nacktkatzen bedürfen aus verschiedenen Gründen einer recht intensiven Körperpflege.
Cornelia Herold erläutert: "Körperfette, welche normalerweise vom Fell aufgenommen würde, tendieren dazu sich auf der Haut abzulagern. Daher ist die regelmäßige Pflege, meist in Form eines Bades, nötig; wobei ein Bad zweiwöchentlich normalerweise ausreicht."
Manche Sphynxhalter putzen den Körper ihrer Katzen mit einem feuchten Tuch ab, statt sie zu baden. Ein Vorgehen, das Barbara Knollmann nicht empfehlen möchte. "Wichtig beim Baden ist, die Katzen von früh an daran zu gewöhnen und ein ph-neutrales Babybad zu benutzen". Regelmäßig sollte auch die trocknende Tränenflüssigkeit, die sich gern in den Augenwinkeln ansammelt, entfernt werden.
Nala Huerth ergänzt die Pflegetipps: "Man sollte den Tieren regelmäßig die Krallen säubern und schneiden. Das muss getan werden, da die Sphynx lange Säbelkrallen besitzen, die andere Katzenrassen nicht haben. Auch die Ohren müssen regelmäßig vom produzierten Ohrenschmalz gesäubert werden. Wie viel Ohrenschmalz die Sphynx produzieren, hängt vom jeweiligen Tier ab."
Das regelmäßige Schneiden der langen Krallen vermindert auch die Verletzungsgefahr der Haut, obwohl sich die Sphynxhalter überwiegend einig sind, dass nackte Katzen sich nicht häufiger verletzen als ihre behaarte Verwandtschaft. Ein Vorteil nackter Haut ist, dass "man kleinste Verletzungen sofort sehen und gegebenenfalls versorgen kann, welche bei haarigen Katzen oft übersehen oder zu spät erkannt werden," so Bianca Dietrich.
Eine besondere Wohnungseinrichtung benötigen Sphynxe übrigens nicht, warum auch. Katzengerecht muss die Wohnung sein. Ein stabiler Kratzbaum, Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten, gute Ernährung und all die Dinge die man zur Haltung jeder Katze haben sollte. Verständnis, Liebe, Zeit für seine Tiere und im Idealfall eine weitere Sphynx...
Canad. Sphynx
© T. Lischka
Die Menschen der Sphynx
Um das Thema abzurunden, wäre nun vielleicht noch eine letzte Frage zu beleuchten. Was für Leute sind das eigentlich, die Nacktkatzen im Haushalt haben? Sind das normale Katzenfreunde, oder eher Menschen vom Typ "durchgeknallter Freak"? Spynxbesitzerin Nala Huerth gibt einen Überblick. "Ich kenne viele verschiedene Sphynx-Besitzer, die ganz unterschiedliche Berufe, Vorlieben und Lebensstile haben." Thomas Lischka (Dark Sphynx) hat zu dieser Frage eine klare Meinung. "Nein wir sind nicht durchgeknallt. Gut wir haben auch noch Frösche und Schaben :) aber wir sehen uns als normal an ...".
Bleibt noch zu klären, was ich selbst von den nackten Katzen halte. Nun, Sphynxkatzen sehen außergewöhnlich und auf den ersten Blick wie kleine Aliens aus, doch wenn man sie ein wenig kennenlernt, stellt man schnell fest, dass sie ganz normale, liebenswerte Katzen sind. - Nur halt ohne Fell.
Quellenauszug:
* Interviews mit Barbara Knollmann, Bianca Dietrich, Catherine Esche, Cornelia Herold, Familie Lischka, Nala Huerth (vielen Dank an alle für die Mitwirkung :)
* Deutsches Tierschutzgesetz und Gutachten zur Auslegung des 11b TierschG;
* Antwort des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) vom 01.02.2013 auf meine Anfrage zum Thema;
* Book of Cat;
* The Origin of the Mexican Hairless cat, Ida M. Mellen, Journal of Heredity, 1939
* u.a.
(ausführliche Quellenverzeichnisse zu allen Themenbereichen über Nacktkatzen finden sich in "Haarlose Feliden: Herkunft | Rassen | Haltung" (2017) sowie "Sphynx: Die nackte Wahrheit" (2013))
Sphynx im Internet
Skupin, Marcus (2013). Nackte Katzen, in: Welt der Katzen (online) < www.welt-der-katzen.de >, Stand 03.10.2021
Don Sphynx
Einen speziellen Artikel zur Rasse der Don Sphynx erschien im Schweizer Katzenmagazin 01/2014. Die Textversion findet sich hier.