Namen
Die Namen der Geister...
Alte Wesen, gleich welcher Gruppe sie angehören, haben keine uns bekannten Namen im eigentlichen Sinn. Sie sind vielmehr anonym.
von Marcus Skupin |Welt der Katzen
Die heute bekannten bzw. verwendeten "Namen" der Geistwesen sind ursprünglich nichts anderes als die Namen von Eigenschaften, die ihnen zugeschrieben werden.
Das uns dies heute oft anders vorkommt, hängt überwiegend damit zusammen, dass die mit den Alten Wesen in Verbindung gebrachten Eigenschaften meist alten, heute von den wenigsten Menschen noch verstandenen Sprachen entstammen. Hinzu kommen zahlreiche (mehr oder weniger gelungene) Übersetzungsversuche in früherer und heutiger Zeit. Vielfach sind daher nur einzelne Sprachfragmente übrig geblieben, deren Ursprung heute meist im Nebel der Vergangenheit liegt.
Zu berücksichtigen ist zudem, dass in vielen alten Sprachen, so auch der hebräischen Sprache, der zahlreiche Engel- und Dämonennamen entstammen, überwiegend Konsonanten geschrieben wurden. Damit ergibt sich ein Interpretationsproblem, will man die Namen dekodieren [Anm. 1]. In der Folge wurden (und werden) unterschiedliche Transkriptionen für den gleichen Namen präferiert.
Ein gutes Beispiel ist das Tetragramm YHVH (für Gott). Hier sind u.a. folgende Transkriptionen denkbar:
YaHVeH
YaHaVeH
YeHoVaH
etc.
Wie die Worte zu früherer Zeit tatsächlich ausgesprochen wurden, bleibt oft ein Geheimnis.
Der wahre Name
Die genannte Problematik gilt sowohl für die Bezeichnungen der Gruppen, in die wir Alte Wesen oft nach menschlichen Maßstäben zu kategorisieren versuchen, wie auch für die Namen, die wir für Einzelne von ihnen verwenden.
Andererseits sollen alle Geister über mindestens zwei Namen verfügen.
Der erste Name, der okkulte Name (mystische Name) ist den Menschen gemeinhin unbekannt. Er offenbart das Wesen, das ihn trägt und seine Natur und ist der heimliche, wahre Geistname.
Daraus folgt, dass der Wahre Name (theoretisch) veränderlich sein muss. Denn sollte sich das Wesen einer Kreatur ändern, so kann sein wahrer Name nicht unverändert bleiben. Das wiederum bedeutet, das der wahre Name aller gefallenen Engel sich einst geändert hat. Engel und Dämonen sind von unterschiedlichem Wesen. Kein gefallener Engel kann damit seinen okkulten Namen behalten haben.
Von den fünf gestürzten Erzengeln sind nach [1] die Namen vor und nach dem Fall der Engel bekannt. Aus dem Erzengel Ahaziel wurde der Dämon Ahasver. Aus Aziel wurde Azer, aus Neheriel wurde Chaomer, aus Nathusiel wurde Nepher und der frühere Erzengel Eliphiel wurde zum Dämon Elipher.
Der zweite Name ist derjenige, den die Menschen für ein Geistwesen verwenden. Er dient uns dazu die unterschiedlichen Wesen (Anm.: Geister) unterscheiden zu können. [2]
Die Namen der Engel enthalten immer ein Suffix, das die göttlichen Namensbestandteile "EL" (Gott) oder "IAH" (Herr) angibt.
Gruppennamen der Geistwesen
Wenn wir heute zwischen Seelen, Engeln und Dämonen unterscheiden, so soll...
Seele (althochdeutsch: seula) vom urgermanischen "saiwlo" abstammen oder auf das samische "saivo" zurückgeführt werden. Die Begriffe bezeichnen das Leben der Seelen in bestimmten Seen (saiwaz) vor der Geburt und auch nach dem Tode des Menschen, zu dem sie gehören. Im samischen bezeichnet "saivo" ein Totenreich.
Hingegen bedeutet;
Engel (lat.: angelus; hebr. mal'ach) soviel wie Bote oder Gesandter. Damit wird die Funktion der Engel als Überbringer von Botschaften (des Schöpfers) angesprochen.
Dämon (altgriechisch: daím n) steht für die warnende Stimme einer Schicksalsmacht, den Zuteiler eines Schicksals oder - zu späterer Zeit - ein "nahendes" Verhängnis.
Einzelnamen der Geistwesen
Die Namen "einzelner Geistwesen" sind in der Regel ebenfalls beschreibender Art.
Der Name Luzifer beispielsweise bedeutet "Lichtbringer" und steht mit dem Morgenstern, der Venus in Verbindung. Lilith wiederum ist ein bereits aus der Religion der Sumerer bekannter Name (Lilitu), der von "lil", was für Wind oder Luft steht, abgeleitet ist.
Auch die Namen der babylonischen Dämonen Pazuzu (der Packer), Asakku (der, der den Arm schlägt) und Hul-Tuppu (böse schlagend) [1] beschreiben die Eigenschaften der so benannten Wesenheiten.
Noch deutlicher wird die Aufgabenbeschreibung der Engel in deren Bezeichnungen im Islam. Einige Beispiele:
So gibt es vier Engel die den Thron Allahs tragen. Ihre Zahl wird am Jüngsten Tag auf acht erhöht.
Tausende Dienerengel des Paradies haben die Aufgabe den dortigen Bewohnern zu dienen (Anm. 2). Ihr Oberhaupt ist der Wächter des Paradies, Ridwaan.
Der Engel des Todes beendet das menschliche Leben zu einem durch Allah vorbestimmten Zeitpunkt und trennt gleichzeitig Seele und Körper. Seine Helfer sind die Engel der Barmherzigkeit und die Engel der Bestrafung.
Neunzehn Wärterengel der Hölle (Zabaaniya), unterstehen Maalik, dem Hüter des Höllenfeuers und haben die Aufgabe über das Höllenfeuer zu wachen und die Insassen der Hölle dort zu halten und zu strafen.
Anmerkungen:
Anm. 1: Die Vokale a, e, i, o, u sind aufgrund unterschiedlicher Sprachherkunft und abweichender Alphabete häufig austauschbar. Gleiches gilt für das y. Bezüglich der Konsonanten gilt: "ph" wird häufig "f", "q" wird "k", "sh" zu "sz" und "tz" zu "z" [3].
Anm. 2: Jedem Bewohner des Paradies sollen mehr als 8000 Engel zur Verfügung gestellt sein.
Quellen:
[1] Fricke, Kirsten: Dämonen und Dämonenabwehr in Babylonien und Assyrien, WWU Münster, Grin-Verlag, 2001
[2] Angelologia: Das Portal der Engel http://www.angelologia.it/dizionario.htm (abgerufen am 25.11.2020)
[3] Krauss, Heinrich: Kleines Lexikon der Engel, C.H.Beck-Verlag, 2001
[4] Hanig, Roman: Die dämonische Hierarchie des Engelwerks