Katzengefühle
Haben Katzen Gefühle?
Gefühle sind subjektiv
Doch der Reihe nach.
Gefühle sind das Ergebnis aus der Verarbeitung von Sinnesreizen. Sie vermitteln uns einen Eindruck unserer Umgebung wie auch des "Zustands" unseres eigenen Körpers.
Bestimmte Reize führen zu körperlichen Reaktionen, die wir wiederum, zumindest teilweise, wahrnehmen können und die wir dann in einer bestimmten Weise interpretieren. Aus dem "Fühlen" wird das Gefühl. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Gefühle individuell unterschiedlich sind. Das Bild, das sie uns vermitteln ist subjektiv.
Manche Gefühle lassen sich zwar ansatzweise mit Worten ausdrücken und beschreiben und geben uns damit eine ungefähre Vorstellung davon, was gemeint ist, wenn beispielsweise jemand sagt "ich bin wütend". Was genau derjenige in diesem Moment jedoch fühlt, also alle Einzelheiten dieses Gefühls, wissen wir nicht, auch wenn wir eine ungefähre Ahnung davon haben mögen.
Einige Arten der Gefühle sind zudem stark vom jeweiligen Wertesystem, in dem ein Individuum aufwächst, geprägt. Ein Beispiel hierfür ist das Schamgefühl, mit seinen unterschiedlichen Ausprägungen von Verlegenheit über Schüchternheit, Peinlichkeit bis zu Kränkung und Minderwertigkeitsgefühlen.
Gefühle scheinen somit die Verbindung von objektiven Umweltdaten mit einer - zunächst auch unbewussten Wahrnehmung - zu sein, mit denen sich ein Individuum im Folgenden bewusst auseinandersetzt. Die Art dieser Auseinandersetzung ist, zumindest zum Teil (Beispiel: Scham), vom jeweiligen Wertesystem geprägt.
Gefühlsausdrücke sind häufig äußerlich erkennbar. Körperhaltung und Gesichtsausdruck ermöglichen dem Gegenüber vielfach einen Einblick in das "Gemütsleben". Gefühle dienen insoweit zu einem nicht unerheblichen Teil der nonverbalen Kommunikation zwischen den Individuen und führen bei dem Betroffenen selbst zu (Folge-)Handlungen oder Verhaltensweisen, die jedoch nicht zwingend rational sein müssen.
Katzen empfinden, wie auch alle anderen höher entwickelten Lebewesen, beispielsweise Schmerz. Sie verfügen über Nozizeptoren, freie Nervenendigungen, die drohende oder auch bereits eingetretene Gewebeschädigungen in Form elektrischer Signale an das Gehirn weiterleiten und eine Reaktion des Körpers und des Individuums (z.B. Entfernung von der Gefahrenquelle) auslösen.
Damit sind zumindest zwei Gefühlsparameter, Verarbeitung eines Sinnesreizes und (Folge-)Handlung bereits erfüllt. Ob die Katze die Empfindung hingegen auch bewusst verarbeiten kann, lässt sich anhand unseres heutigen Wissens nicht belegen. Die Katze kann die bewusste Verarbeitung nämlich nicht mitteilen. Zumindest verstehen wir Menschen bisher meist nicht, wenn sie dies tut.
Der Spiegeltest
Andererseits ist heute bekannt, dass ein Ich-Bewusstsein nicht - wie lange Zeit angenommen wurde - nur bei Menschen existiert. Bei Delfinen, Elefanten, Raben, Schweinen, verschiedenen Affenarten (Orang-Utan, Rhesusaffe, Schimpanse) und sogar bei einer Fischart, wurde anhand des sogenannten Spiegeltests eine solche Erkenntnis nachgewiesen.
Der Spiegeltest gilt als bestanden, wenn ein Individuum eine an ihm selbst angebrachte Markierung, die nur im Spiegel sichtbar ist, am eigenen Körper zu entfernen versucht oder zumindest zu erkennen gibt, dass es diese als am eigenen Körper aufgebracht erkennt.
Katzen bestehen den Spiegeltest nicht. Sie reagieren auf ihr Spiegelbild, als hätten sie ein fremdes Individuum vor sich. Ihre Reaktion besteht meist aus Drohgebärden, in manchen Fällen auch aus Begrüßung oder Ignorieren.
Doch die Bewusstseinsforschung an Tieren steht noch am Anfang. Das wir bisher nur über ein Testverfahren verfügen und dieses wohl nicht für alle Arten von Lebewesen geeignet ist, bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese nicht über ein Ich-Bewusstsein verfügen. Denn auch Kleinkinder - unter 18 bis 24 Monaten - bestehen den Spiegeltest (noch) nicht. Niemand würde ihnen allerdings wohl Gefühle absprechen wollen.
Unabhängig von Forschungsergebnissen zeigen uns Tiere täglich, dass sie zu Gefühlen und Emotionen fähig sind. Fast jeder Tierbesitzer hat bereits die Erfahrung gemacht, dass seine Katze oder sein Hund die menschliche Stimmung erkennt und entsprechend reagiert. "Die meisten Säugetiere überleben nicht, indem sie einander im Kampf ausstechen, sondern durch Kooperation, Fürsorge und Teilen", so der Verhaltensbiologe Frans de Waal. So begrüßen Katzen und Hunde nicht nur gleichartige sondern auch menschliche Familienmitglieder freudig, balgen gemeinsam fröhlich umher. Katzen behandeln uns Menschen so, wie sie auch andere Katzen behandeln würden. Sie putzen und reiben sich an uns wie an gleichgestellten Artgenossen.
Viele Katzen leiden erkennbar, wenn ihr kätzischer Partner verstirbt. Die "traurige Katze" zieht sich zurück, schläft viel. Katzen lieben zudem Rituale und reagieren merklich enttäuscht, wenn die Regelmäßigkeit, beispielsweise der morgendlichen Futtergabe, ausbleibt.
Selbst wenn wir bis heute noch nicht allzu viel über die Gefühlsempfindungen der Tiere wissen, so ist nicht zuletzt der fast identische Aufbau des Gehirns von Katze und Mensch ein Indiz dafür, dass diese ähnlich emotional sind wie wir.
Wie schwierig das Verständnis von Bewusstsein und Gefühlen sein kann, wird durch den Aufsatz "What is it like to be a bat?" (Nagel, Thomas; 1974) verdeutlicht. Der Autor argumentiert, dass Menschen nie erfahren werden, wie es sich anfühlt, eine Fledermaus zu sein, da die subjektiven Vorstellungen davon aus der Außenperspektive der Naturwissenschaften nicht erforschbar sind.