Löwe-Fortpflanzung
Löwinnen werden ab einem Alter von etwa 2 bis 4 Jahren, die Männchen zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr geschlechtsreif. Die Dauer der Paarungsbereitschaft (Östrusdauer) liegt zwischen 4 und 16 Tagen (Durchschnitt: 8,7 Tage). Die Zykluslänge wird mit 17-78 Tagen (Durchschnitt: 54 Tage) angegeben [8].
Die Tragzeit des Löwen beträgt zwischen 108 und 119 Tagen. Im Durchschnitt liegt sie bei 115 Tagen [8]. Löwen verfügen über zwei Zitzenpaare [6]. Es werden meist zwei bis vier Junge geworfen, die ein Geburtsgewicht von etwa 1100 Gramm bis zu 2100 Gramm auf die Waage bringen. Sie werden in einem Intervall von etwa 6 bis 8 Stunden gesäugt (Stillintervall)[7].
Löwinnen eines Rudels werden häufig gleichzeitig paarungsbereit. Dies ist insofern vorteilhaft, da sie sich somit bei der Aufzucht der Jungtiere gegenseitig unterstützen können. Im Laufe ihres Lebens ziehen alle Löwinnen etwa die gleiche Anzahl an Jungtieren groß [4].
Treffen zur Paarungszeit mehrere Löwenmännchen aufeinander, so kämpfen sie um die Weibchen [3].
Die Löwin wirft an einem möglichst abgelegenen Ort in einem Versteck, dessen Zugang sie durch Überfegen mit dem Schwanz unkenntlich zu machen versucht. Muss sie fürchten, dass das Nest entdeckt wurde, so trägt sie die Jungtiere weiter fort [3].
Die Jungtiere begleiten ihre Mutter nach etwa 4 Wochen auf ihren Streifzügen und werden - in freier Wildbahn - ab einem Alter von etwa 5 Monaten entwöhnt. Die Sterblichkeit junger Löwen ist in "freier Wildbahn" recht groß, was verschiedene Gründe hat. Gefahr droht von anderen Raubtieren wie Leoparden, Hyänen oder fremden Löwenmännchen ebenso wie von Umwelteinflüssen (Trockenheit, Nahrungsmangel etc.) oder Herden von Büffeln oder Gnus, die im Gebüsch oder Gras versteckte Jungtiere, sofern sie Witterung aufnehmen, verletzen oder töten. Nach SUCKOW sollen viele Jungtiere während des Zahnens sterben [5]. Kommen von einem Wurf mehrere Jungtiere bis auf eines ums Leben, so besteht bei kleinen Löwenjungtieren zudem die Gefahr, dass sich die Löwin nicht mehr um das Kleine kümmert und es "vorzieht" einen neuen - größeren Wurf aufzuziehen.
MÜLLER berichtet, das wenn der Löwin in Abwesenheit die Jungen "gestohlen" werden, "so verfolgt sie die Spur des Räubers, und wenn dieser eins fallen lässt, so kehrt sie mit demselben nach ihrer Höhle zurück, unterdeß er (Anm.: der Räuber) Zeit gewinnt mit den übrigen zu entkommen" [3].
In zoologischen Gärten erfolgt die Entwöhnung oftmals bereits im Alter von 8 bis 12 Wochen.
Männliche Junglöwen werden werden sie "alt genug sind" vom Rudel vertrieben und müssen ein Vagabundenleben führen, bis es ihnen eines Tages gelingt, ein eigenes Rudel zu erobern indem sie den bisherigen Herrscher vertreiben. Löwinnen hingegen bleiben meist im Rudel. Das Territorium eines Rudel gehört den Weibchen, die es an die Töchter "vererben" [4]. Trotzdem kommt es vor, dass auch junge Löwinnen sich von der Gruppe trennen und - meist nicht allzu weit entfernt - ein eigenes Territorium besetzen. Durch die Aufteilung des Rudels verbessert sich die Chance, dass der Nachwuchs überlebt um bis zu 40 Prozent [4].
Löwenwissen
Magnus [1] schreibt etwa im Jahr 1240 über die Fortpflanzung des Löwen:
"Die Löwin gebiert als erstes fünf Welfel, danach vier, zum Dritten drei, danach zwei und zum fünften Mal nur eins. Danach ist sie unfruchtbar. Sie hat nur zwei Milchschwämpel (Zitzen) an der Mitte des Leibes unter der Brust und diese sind gar klein im Verhältnis zu ihrer Körpergröße. Das ist darum, da sie wenig Milch hat, weil ihr Essen verkehrt sich alles in ihre Glieder. Augustinus spricht, so die Löwin gebiert, so schlafen die Lewel drei Tag und so fängt er einen Affen und frisst den, darum das er gesund werde."
Kaup [2] führt rund 600 Jahre (1835) später aus:
"Der Löwe scheint mit seinem Weibchen meistens beisammen zu leben und gegen seine Jungen nicht ganz gleichgültig zu sein. Inder Gefangenschaft soll er zwar dieselben bisweilen auffressen, wenn er sie in den ersten Tagen bei der Mutter antrifft, im Freien aber dieß unterlassen. Das Weibchen erhält nach 108 Tagen 2, 3, selten 4 Junge, die sie 5—6 Monate lang sehr zärtlich behandelt, sie in ihrer zartesten Jugend gern vor dem Anblick der Menschen verbirgt und im Käfig mit dem Maule aus einer Ecke in die andere trägt."
Löwin mit Jungtieren
Abbildung nach "The natural history of the felinae", Naturgeschichte der Felinae" von Sir William Jardine, 1834
Auf dieser und der Folgeseite finden Sie eine Fotostrecke über den Paarungsablauf von Löwen.
Löwenliebe 01
© Marcus Skupin
Löwenliebe 02
© Marcus Skupin
Löwenliebe 03
© Marcus Skupin
Löwenliebe 04
© Marcus Skupin
Löwenliebe 05
© Marcus Skupin
Löwenliebe 06
© Marcus Skupin
mehr Fotos im Teil 2 der "Löwenliebe"
Quellen
[1] Magnus, Albertus; Megenberg, Konrad (Übersetzung): Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache von Konrad (von Megenberg) - 1309 bis 1374, Hrsg. Franz Pfeiffer, Verlag von Karl Aue, Stuttgart 1861, Originalausgabe: ca. 1244
[2] Kaup, Dr. J.J.: Das Thierreich in seinen Hauptformen, Erster Band, Verlag Johann Philipp Diehl, Darmstadt 1835, S. 298 ff.
[3] Müller, Anton: Die Reiche der Natur, Verlag Gottfried Vollmer, Hamburg, 18xx
[4] Henschel, Uta; Shah, Anup und Manoj; Das Herrscherkollektiv, Geo Thema 08, 2014, Seite 24-36; Gruner & Jahr; ISBN 978-3-652-00297-4
[5] Suckow, D. Georg Adolph: Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Naturgeschichte der Thiere, Erster Teil; Säugethiere, S. 262, Weidmannische Buchhandlung, Leipzig 1797
[6] Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig: Die Raubsäugethiere. In: Die vollständige Naturgeschichte des In- und Auslands. Hrsg. v. ders. Leipzig/Dresden 1852.
[7] Wenthe, Matthias: Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung bei Zoo-Felidae, Eine Literaturstudie, 1994 nach BEN SHAUL, The composition of the milk of wild animals, Int. Zoo Yearb. 4, 333-3421962)
[8] Wenthe, Matthias: Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung bei Zoo-Felidae, Literaturstudie, Fortpflanzungsdaten der Pantherkatzen und Pumas (nach SADLER, 1966) Hannover, 1994