Löwe-Beschreibung
Löwen sind sehr muskulöse Tiere, deren Statur darauf ausgelegt ist, aus dem Stand eine hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Sie sind in der Lage auf über 60 km/h zu beschleunigen und damit selbst Tiere, die eine höhere Endgeschwindigkeit erreichen können, wie viele Gazellenarten, zu erbeuten.
Ein männlicher Löwe hat je nach Unterart eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 155-209 cm, eine Schulterhöhe von bis zu 114 cm sowie eine Schwanzlänge zwischen 68-104 cm. Ausgewachsenen bringt ein solches Männchen ein durchschnittliches Körpergewicht von etwa 225 kg (110 kg bis 272 kg) auf die Waage.
Die Weibchen sind mit 141-193 cm Kopf-Rumpf-Länge, einer Schulterhöhe zwischen 78 cm und 110 cm sowie einem etwa 85 cm langen Schwanz zierlicher. Sie bringen es lediglich auf ein Gewicht, das zwischen 105 kg und 186 kg liegt.
"Der große Kopf mit dem kurzen, abgerundeten mit Haaren bedeckten und fast in sie versteckten Ohren, ist rauh. Das Gesicht ist von kurzem Haar überzogen, ringsumher mit längeren Haaren umgeben, hat eine glatte Form und bildet fast ein Viereck. Die Augen stehen ein wenig hervor, sind groß und funkeln. [3]" Die Pupillen sind rund [5].
Löwenbabys kommen gefleckt zur Welt. Die Fleckenzeichnung bildet sich während der ersten Lebensmonate zurück, bis schließlich - in den meisten Fällen - die im Folgenden beschriebene, typische Löwenfärbung erreicht wird.
Löwen haben dann ein kurzes, sandfarben oder gelblich bis dunkel-ocker gefärbtes Fell. Die Unterseite und die Beininnenseiten sind heller gefärbt. Die Farbe der Vibrissen ist weiß.
Löwenfarben
"Man hat in älteren Zeiten sehr viel von goldgelben, schwarzen, weißen, kraushaarigen, bunten Löwen gefabelt, aber nach den Beschreibungen neuerer, wahrheitsliebender Reisenden, weiß man's gewiss, dass das kurze, an den größten Teil der Haut anschließende Löwenhaar, unten weißlich und nach der Spitze zu bräunlich, oder braun-gelb ist."
Müller, Anton: Die Reiche der Natur, S. 49 [3]
Die Löwenmähne
Männliche Tiere tragen eine dunklere, in unterschiedlichen Brauntönen ausgefärbte Mähne. Diese Mähne breitet sich von den Wangen bis über die Schultern, gelegentlich auch über Bauch und Brust aus. Form und Farbe der Mähne variieren zwischen den einzelnen Individuen, sowie beim einzelnen Tier in Abhängigkeit vom Alter und der körperlichen Verfassung. Die Löwenmähne dient dem Schutz der männlichen Tiere vor Bissverletzungen von Rivalen im Nacken- und Kehlbereich. Der Schwanz des Löwen endet in einem zurückgebildeten Schwanzwirbel, der von einer dunklen Quaste umgeben ist.
"Vorzüglich flattert dem Männchen um den Halse eine Mähne, die es oft gewaltsam schüttelt, welche von beyden Schulterseiten herniederwallt. Sie bricht auf dem Obertheile des Kopfes, am Kinn, dem Halse und den Schultern erst dann aus, wenn der Löwe das zweyte Jahr zurückgelegt hat und erreicht endlich eine zweyfüßige Länge. Das Weibchen hat diese Mähne nicht [...]" [3]
In seltenen Fällen kommt es jedoch auch vor, dass weibliche Löwen eine Mähne ausbilden. Im Okavango Delta in Botswana wurden bereits mehrfach Löwinnen gesichtet (Q1), die wie männliche Tiere aussehen und sich auch so benehmen. Grund könnte entweder ein Gendefekt bei der Entwicklung des Embryos oder eventuell ein besonders hoher Testosteronspiegel beim Muttertier während der Trächtigkeit sein, wie Luke Hunter, Präsident der Big-Cat Conservation Group "Panthera", erklärt.
asiatische Löwen
Die asiatischen Artvertreter sind regelmäßig etwas kleiner, als ihre afrikanischen Verwandten.
Auch ist ihre Mähne weniger ausgeprägt als bei diesen. Bei männlichen Junglöwen entwickelt sich die Mähne allmählich, bis sie in einem Alter von etwa 5 Jahren voll ausgebildet ist.
Männliche, asiatische Löwen erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 299 cm bei einem Gewicht zwischen 160 kg und 255 kg; die Weibchen werden bis zu 262 cm groß und bringen es meist auf zwischen 110 kg und 120 kg Körpergewicht.
Asiatische Löwen kommen heute nur noch im Gir-Forest Nationalpark vor. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten auch dort nur noch vereinzelte Exemplare. Heute (2014) hat sich der Bestand wieder auf 350 bis 400 Tiere erhöht, eine Zahl die allerdings die Kapazitätsgrenze des Nationalparks erreicht.
Asiatischer Löwe
Abb. nach "The natural history of the felinae", Naturgeschichte der Felinae" von Sir William Jardine, 1834
Wie auch bei anderen Katzenarten kommt beim Löwen gelegentlichen Leukismus vor, d.h. es werden Löwen mit weißen Fell geboren. Die weiße Fellfarbe wird rezessiv vererbt und ist sehr selten. Entsprechend gefärbte Tiere sollen sich in der Wildnis schlechter tarnen können als ihre ockerfarbenen Artgenossen und somit zu verhungern drohen, was allerdings nicht wissenschaftlich belegt ist.
Die einzige Region Afrikas, aus der das Vorkommen weisser Löwen bekannt ist, ist Timbavati im nordöstlichen Südafrika. Die erste Sichtung dieser ungewöhnlich gefärbten Löwen soll im Jahre 1938 stattgefunden haben, doch der Beweis für das Vorkommen weisser Löwen wurde erst im Jahre 1975 erbracht. Bis dahin gab es lediglich Legenden über die sagenumwobenen weissen Löwen der afrikanischen Wildnis. Es war - wie so oft - ein Zufall, der den Beweis erbrachte. Ein amerikanischer Student beobachtete in der Ferne ein Rudel Löwen. In diesem Rudel entdeckte er zwei weisse Jungtiere. Nach langen Beobachtungen wurden die weissen Löwen, die auf die Namen Temba und Tombi "getauft" wurden, mit einer Sondergenehmigung der südafrikanischen Regierung eingefangen und in den Zoo von Pretoria gebracht. Die letzte bekannte Sichtung weisser Löwen in der Wildnis fand im Jahre 1994 statt. Seit dem gelten sie als in der Natur ausgestorben. - Weltweit lebten vor wenigen Jahren nur etwa 40 weisse Löwen in zoologischen Gärten. Aktuell (2015) hat sich diese Zahl auf etwa 200 Exemplare erhöht, die insbesondere in Zoos und Zirkussen gehalten werden. Seit einigen Jahren wird durch den Global White Lion Protection Trust versucht, weisse Löwen wieder in ihrer Heimat Timbavati anzusiedeln.
Das Vorkommen von Melanismus (Schwarzfärbung) beim Löwen wurde gelegentlich behauptet (vgl. auch [3]), konnte allerdings bisher nicht nachgewiesen werden.
zur Biologie des Löwen
Untersuchungen früherer Wissenschaftler haben einige ungewöhnliche Fakten über den Löwen zusammengetragen, die allerdings heute überholt sein mögen.
Müller [3] berichtet,
- die innere Röhre des Löwenhaares sei geräumiger als bei irgendeiner anderen Tierart
- das Löwenherz habe eine ungewöhnliche Größe
- das Gehirn ist klein
- die Luftröhre ist weit und fest
- die Nackenwirbel sind durch außerordentlich starke Bänder aneinander gefesselt,
- sein Magen kann über 20 Pfund Fleisch fassen,
- Nacken, Hals und Kopf sind voller Muskeln
Quellen
[1] Dell'Amore, Christine (National Geographic): Rare Maned Lionesses Explained in Cat Watch on October 9, 2012
[2] Kaup, Dr. J.J.: Das Thierreich in seinen Hauptformen, Erster Band, Verlag Johann Philipp Diehl, Darmstadt 1835, S. 298 ff.
[3] Müller, Anton: Die Reiche der Natur, Verlag Gottfried Vollmer, Hamburg, 18xx
[4] Suckow, D. Georg Adolph: Anfangsgründe der theoretischen und angewandten Naturgeschichte der Thiere, Erster Teil; Säugethiere, Weidmannische Buchhandlung, Leipzig 1797
[5] Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig: Die Raubsäugethiere. In: Die vollständige Naturgeschichte des In- und Auslands. Hrsg. v. ders. Leipzig/Dresden 1852.