tierschutzrelevante Zuchtziele
Bei den tierschutzrelevanten Zuchtzielen handelt es sich um züchterisch geförderte Defektgene oder die Auswirkungen derartiger Gene, die zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führen oder mit krankhaften Zuständen gekoppelt sind.
Betroffen sind hier vor allem das Wachstum, d.h. Größe und Form des Körpers, die Haut und das Fell sowie das Verhalten.
Mit den Merkmalen gekoppelt treten häufig auch Veränderungen im Zentralnervensystem (ZNS), den Sinnes- oder Fortpflanzungsorganen, Skelett, Muskulatur, Bindegewebe oder sonstiger Organe und Gewebe auf.
Wachstum
Bei fast allen Haustierarten ist die ursprüngliche Größe verändert worden. Bei Katzen sind die hauptsächlich aus der Hunde und Kaninchenzucht bekannten Probleme von Riesenwuchs und Übergewicht sowie Zwergwuchs eher von untergeordneter Bedeutung.
Relevant ist allerdings die sogenannte Brachyzephalie, wie die Kurzköpfigkeit oder Kurzschädeligkeit wissenschaftlich genannt wird.
Bei der Brachyzephalie handelt es sich um eine breite und runde Formung des Kopfes unter zum Teil gleichzeitiger Verkürzung des Gesichtsschädels. Es entsteht häufig ein extremer Schädeltyp, der in der Regel mit einer Abknickung der Schädelbasis verbunden ist. Gleichzeitig können Unterentwicklung der Kaumuskulatur (Hypoplasie), Gebiss- und Kieferanomalien etc. auftreten. Hierdurch werden ggf. die Atemwege verengt, was zu Atem- und Schluckbeschwerden führt.
Augen
Kleine oder tiefliegende Augen als Zuchtziel führen bei Säugetieren zu einer Einwärtsdrehung der freien Lidränder und damit zu zeitweiligen Reitzungen.
Das sogenannte "offene Auge" ist durch eine Auswärtsdrehung des freien unteren Lidrandes und führt zu klaffender Lidspalte, erhöhtem Tränenfluß und Entzündungen.
Große Augen bei "Kugelköpfen" führen ggf. zu Korneaverletzungen und teilweisen Bulbusvorfall.
Ohren
Für das Aussehen des Kopfes stellen die Ohren ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal dar. Durch die Zucht werden kleine, eng anliegende Ohren, große aufrecht stehende, Faltohren oder Pendelohren gefördert.
Haut & Fell
Hier macht sich der Einfluß künstlicher Selektion, d.h. der Auswahl durch den Züchter besonders stark bemerkbar. Extreme Zuchtziele können auch und gerade in diesem Bereich zu Krankheiten und anderen negativen Veränderungen führen.
Beispielhaft sei hier insbesondere Haarlosigkeit und die damit verbundene Störung der Wärmeregulierung und Immundefekte, Pigmentmangel und damit verbundene Störungen des ZentralNervensystems und der Sinnesorgane, genannt.
Albinos sind so z.B. extrem lichtempfindlich, da die farblose Iris die Retina nicht ausreichend vor zu hohem Lichteinfall führt. Hierdurch kommt es oft zu Einschränkungen der Sehfähigkeit. (Bereits bei niedriger Lichtintensität von etwa 80-100 Lux ist bekannt, dass Albinoratten irreparable Schäden an den Photorezeptoren der Netzhaut zeigen.)
Katzen, denen z.B. die Schnurrhaare fehlen, wird die Möglichkeit genommen, sich über diese "Sinnesorgane" zu orientieren und damit ist ihre artgerechte Lebensweise eingeschränkt.
Extremitäten & Gelenke
Extrem negativ fällt hier die in Amerika vereinzelt gezüchtete "Känguruh-Katze" auf. Die Vorderbeine sind stark verkürzt. Ein natürlicher Bewegungsablauf ist bei diesen Tieren nicht möglich.
Wirbelsäule
(Schwanzlosigkeit - oder Kurzschwänzigkeit)
Unter morphologischen Gesichtspunkten können grundsätzlich zwei Arten unterschieden werden. Entweder ist die Schwanzwirbelsäule stark verkürzt, d.h. es fehlen die hinteren Wirbel oder die Schwanzwirbel fehlen vollständig.
Da die diesbezügliche Anlage durch ein Modifikatorgen unterschiedlich ausgeprägt werden kann, sind oft weitere Veränderungen der Wirbelsäule wie z.B. eine Verkürzung der Lenden- oder Brustwirbelsäule die Folge.