Kapitel 02 - Intermezzo

Es gibt Leute die behaupten, dass es rote Rosen für sie regnen sollte, andere gibt es, die beim ersten, besten Mißgeschick verkünden, dass sie nun einmal immer Pech haben. Da nun in dieser Geschichte außer den Tieren auch die dazu gehörigen Menschen eine Rolle spielen, kann ich wohl gleich etwas von mir verraten. Ich behaupte immer, dass mir irgendeiner meiner Vorfahren ein "Durchhalte-Gen" vererbt haben muss, das mir in schlimmen Situationen immer eine große Hilfe war.

Schlimm war es wirklich. Ich hatte etwas so Schönes, so paradiesisch Ursprüngliches besessen und wusste nur, dass das nicht alles gewesen sein konnte. Also stürzte ich mich in die Arbeit. Ich holte alles an Büchern ins Haus, das nur irgendwie mit Wildkatzen zu tun hatte, wissenschaftliche Abhandlungen oder einfach Erzählungen, ich las alles ganz wahllos. Ich besuchte alle Zoos, die erreichbar waren und fragte nach Adressen, wo man eventuell eine südamerikanische Wildkatze kaufen könnte. Ich wurde überall mehr oder weniger freundlich abgewiesen. Irgendeine verwöhnte Frau, die sich in den Kopf gesetzt hatte, etwas besonderes haben zu wollen, die musste man schnell wieder loswerden!

Eine Freundin, die das Margay-Drama mit erlebt hatte, verstand meinen Kummer. Sie war Ärztin und sie hatte einen Patienten, der einen jungen Löwen aufzog. Der kleine Löwe war im Tiergarten von seiner Mutter verstoßen worden und sollte eigentlich von der Hündin des Herrn F. gesäugt werden. Aber irgendwie hatte das nicht geklappt und der Herr war selbst zur Löwenpflegemutter avanciert.

Meine Freundin, Gré Jebbink, arrangierte einen Besuch bei der Löwen - Pflegefamilie für meinen Sohn Freerk und mich. Und wieder war da diese Erfahrung ein Tier zu sehen, das uns früher immer als "wildes Tier" vorgestellt wurde und dem man ansah, dass es völlig unberührt von "gut" und "böse" und ganz unbefangen den Menschen gegenüber war. Seine "Pflegemutter" gab ihm ein Fläschchen mit einer speziell zubereiteten Milch und danach - zu unserem Erstaunen- leckte er dem Löwenbaby das Bäuchlein.

"Das hat er nötig", sagte Herr F. "Das macht eine echte Löwenmutter auch."

Obwohl es zeitlich vorgreifend ist, muss ich die Löwengeschichte doch zu Ende erzählen. Der kleine Löwe wuchs zu einem gesunden Tier heran und wurde, sobald er von normaler Löwennahrung (Fleisch) leben konnte, von dem Zoo, der ja der rechtmäßige Eigentümer war, zurück geholt. Schließlich hatten die Pflegeeltern keinerlei Recht auf ihn. Noch einmal haben sie ihn wieder gesehen. Weil er so zahm und menschenfreundlich war, hatte man ihn an eine Warenhauskette verkauft oder vielleicht auch vermietet oder ausgeliehen. Dort lag er im Schaufenster, mager, traurig und verängstigt.

Frage: hätte man ihn nicht besser gleich im Zoo sterben lassen sollen, wenn man ihm später doch kein löwenwürdiges Leben bieten wollte? Und wer ist nun hier böse, das schreckliche Wildtier oder die nette Menschheit? Wo sind die wahren Wilden?

Auf meiner Suche nach Adressen, wo man mir eine südamerikanische Wildkatze vermitteln könnte, gab mir jemand eine Anschrift in Ecuador. Dorthin schrieb ich, legte ein Foto von "Margaytje" ein und erklärte, dass ich ein solches Tier, eine Margay, erwerben wolle. Von dort hörte ich vorläufig erst einmal nichts.

Das Kapitel geht zwar noch weiter, aber ...

Dies war der Anfang des 2. Kapitels "Intermezzo" aus dem Buch "Die zahmen Wilden und die wilden Zahmen" von Maria Falkena-Röhrle. Wer wissen möchte, wie dieses Kapitel weitergeht, sollte das Buch erwerben ;)

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