Bornavirus
Die Feldspitzmaus als natürliches Reservoir
Bei den Bornaviren handelt es sich um behüllte RNA-Viren der Gattung Orthobornavirus (Familie Bornaviridae). Bornaviren kommen ursprünglich bei Feldspitzmäusen vor und sind durch den Kontakt mit Kot, Urin oder Speichel auf Pferde und Schafe sowie auf den Menschen übertragbar (Zoonosen). Eine Gefährdung von Katzen und anderen Beutegreifern konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Heute können der "klassische" Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) sowie der seit 2015 bekannte Bunthörnchen-Bornavirus 1 (variegated squirrel bornavirus 1, VSBV-1) unterschieden werden.
Klassischer Bornavirus
Natürliches Reservoir für BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) aus der Ordnung der Insektenfresser. Ob BoDV-1 weitere Arten als Reservoir dienen, ist bisher nicht bekannt. Feldspitzmäuse sind lebenslang infiziert, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt. Das Virus tritt bei Tieren bisher regional begrenzt in Teilen Ost- und Süddeutschlands, Österreichs, der Schweiz und Lichtensteins auf [1].
Seit dem 19. Jahrhundert bekannt, ist das "klassische" Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) als Erreger der Borna'schen Krankheit bei Pferden und Schafen (Fehlwirte). Erkrankte Tiere leiden an einer fortschreitenden, chronischen Hirnentzündung (Meningoenzephalitis) mit häufiger Todesfolge. Beim infizierten Menschen kann die Ansteckung mit BODV-1-Erkrankung zu einer akuten Enzephalitis führen. Die These aus dem letzten Jahrhundert, nach der BoDV-1 als Auslöser psychiatrischer Erkrankungen beim Menschen in Betracht kommen könnte, ließ sich wissenschaftlich nicht bestätigen.
Infizierte Fehlwirte, also Pferde, Scjafe und der Mensch scheinen das Virus nicht auszuscheiden und kommen daher nach heutigem Kenntnisstand nicht als Überträger in Frage. Bei ihnen
lässt sich virale DNA im Blut kaum und wenn, dann nur in geringsten Mengen nachweisen.
Bunthörnchen-Borna-Virus
Im Jahr 2015 konnte ein weiteres, verwandtes Bornavirus nachgewiesen werden. Das Bunthörnchen-Bornavirus 1 (variegated squirrel bornavirus 1, VSBV-1) tritt bei Bunt- und Schönhörnchen folgender Arten auf:
# Sciurus variegatoides
# Callosciurus prevostii
Auch bei verwandten exotischen Hörnchenarten war in Einzelfällen ein Virusnachweis möglich. Wildlebende heimische Eichhörnchen sind nach bisherigem Wissensstand nicht gefährdet. Eine Übertragung des Virus ist von infizierten Hörnchen auf Züchter oder Tierpfleger möglich und kann zu schweren, zumeist tödlich verlaufenden Gehirnentzündungen führen. Aus diesem Grunde wird die UNtersuchung von Haltungen dieser Tiere auf VSBV-1 empfohlen.
[1] Friedrich-Löffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, https://www.fli.de/index.php?id=1012&L=142 (abgerufen am 15.03.2020)