Die Katze in Japan

Import aus China

Nach Japan soll die Katze etwa zwischen dem 6. und 9 Jahrhundert aus China "importiert" worden sein. Grund für diese Importe war die Aufgabe der Katzen, wichtige, buddhistische Schriften vor Mäusen zu schützen.

In der japanischen Literatur wird die Katze etwa ab dem 10. Jahrhundert nach Christus (Heian Periode) erwähnt. Nach weiteren 200 bis 300 Jahren hat sie es dann immerhin schon geschafft, auf Holzschnitzereien abgebildet zu werden.

Bakeneko - jap. Katzendämon
Bakeneko - jap. Katzendämon Bildnis von Yosa Buson, 1754

Nachdem die Japaner im frühen 17. Jahrhundert glaubten, dass sich der Katzenschwanz in eine Giftschlange verwandeln könne, ging es der Katze an dieses wichtige Körperteil. Um die "gefährliche Verwandlung" zu verhindern, wurde langschwänzigen Katzen der Schwanz abgetrennt und spezielle Katzen mit Stummelschwanz gezüchtet.
Zu gleicher Zeit sollen Katzen im japanischen Shintoismus erstmals als Gottheiten (Kami) verehrt worden sein.

Auf den Aberglauben einer Dämonenkatze gehen auch die Geschichten von Bakeneko und Nekomata zurück, zwei von zahlreichen Monstern des japanischen Aberglaubens (Yokai).

Auf den Hinterbeinen sitzende Katzenfiguren mit Stummelschwanz sind heute ein Glückssymbol (Maneki Neko) und zwischenzeitlich als Winkekatze, Glückskatze (engl.: Lucky Cats) weltweit bekannt.

In den 50er-Jahren kündigte sich im japanischen Minamata (Insel Kyushu) eine Katastrophe an.

Die Ortskatzen verhielten sich merkwürdig, geiferten, drehten sich im Kreis und stürzten sich schließlich von den Felsen in den Tod. In der Bucht trieben tote Fische. Vögel fielen vom Himmel. Kurze Zeit später traten erste Krankheitssymptome bei den Menschen auf. Auch die Katzenbesitzer waren betroffen. Es begann mit Schwächeanfällen und Schwierigkeiten sich zu Artikulieren und endete mit Krämpfen, Siechtum und Tod.

Im Jahr 1956 wurde die Symptomatik als Minamata-Krankheit bekannt. Auslöser war die Vergiftung des Meeres durch Quecksilber, das mit den Abwässern der Fa. Chisso ins Wasser gelangte.

Maneki-Neko

Maneki-Neko
Maneki-Neko © 2015, Marcus Skupin

Der Tempel der winkenden Katzen

Es gibt sie in vielen verschiedenen Farben und Formen. Maneki-Neko, die Winkekatze. Ältere Exemplare wurden aus Keramik oder Ton hergestellt. Heute bestehen die possierlichen Tierchen, meist aus Kunststoff und haben längst damit begonnen, aus Japan kommend, die Welt zu "erobern".

Maneki-Neko ist ein Glückssymbol. Das rechte, erhobene Vorderbein verspricht finanzielle Unabhängigkeit, das linke sorgt für zusätzliche Kunden (und somit auch wieder für Wohlstand).

Der Tempel der winkenden Katzen
Der Tempel der winkenden Katzen © 2015, Marcus Skupin

Um den Ursprung der winkenden Katze ranken sich diverse Legenden.

Die bekannteste handelt von einem armen Mönch, der keine Almosen mehr bekam, da die Bevölkerung ebenfalls hungerte. Bei der Suche nach übriggebliebenem Korn auf einem Feld entdeckte er in der Ferne eine Katze. Das Tier schien in seine Richtung zu winken. Er lief zu ihr, doch immer wenn er fast heran war, lief die Katze weiter, drehte sich zu ihm um und winkte erneut. So ging es einige Male und als der Abend nahte, brach der Mönch vor Erschöpfung nahe einer Stadt zusammen. Die Bewohner nahmen ihn auf und pflegten ihn gesund. Als er eines Tages durch die Stadt streifte, sah er in der Ferne auf einem Hügel erneut die winkende Katze sitzen. Er lief den Hügel hinauf, setzte sich neben die Katze und begann zu beten. Er betete bis in den Abend und seine Stimme wurde in der eintretenden Nachtruhe gehört. Menschen kamen heran, beteten mit ihm und sie waren so bewegt, dass sie einen Tempel auf dem Hügel errichteten. Am Eingang dieses Tempels saß fortan die Katze und winkte die Menschein herein.

Winkekatzen
Winkekatzen © 2015, Marcus Skupin

Eine weitere Legende erzählt die Geschichte einer einsamen, alten Frau, die so arm war, dass sie ihre Katze an einen reichen Herrn verkaufen musste. Von dem Geld erwarb sie etwas Reis um sich zu stärken. Doch sie vermisste ihre Katze. Träumte gar von ihr und begann schließlich aus Ton kleine Katzenfiguren zu formen. Eine dieser Figuren setzte sie an die Lieblingsstelle ihrer Katze, direkt am Eingang zu ihrer Hütte. Die Figuren fanden Anklang bei den Reisenden, die an ihrer Hütte vorbeikamen und mit der Zeit verkaufte sie mehr und mehr der kleinen, tönernen Katzen, die ihr zu einem guten Auskommen verhalfen.

Tokyo, Katzentempel
Tokyo, Katzentempel © 2015, Marcus Skupin

Die letzte Legende (die hier wiedergegeben wird) erzählt von dem Mädchen Usugumo. Usugomo arbeitet im Osten des heutigen Tokyo als Kurtisane. Ihr kostbarster Besitz ist eine kleine, weiße Katze. Eines Nachts beginnt ihre Katze an den Kimonos der Mädchen zu ziehen. Dass sie nicht zum Aufhören zu bewegen ist, erzürnt den Besitzer des Etablissements schließlich so, dass er der Katze den Kopf abschlägt, da er diese für verflucht hält. Der Katzenkopf fliegt durch die Wucht des Schlages an die Decke des Raumes und erschlägt eine dort lauernde Schlange. Usugomo ist untröstlich über den Verlust ihrer Katze. Einer ihrer Freier schenkt ihr schließlich ein hölzernes Abbild einer winkenden Katze, in der Hoffnung Usugomo aufzuheitern. Dieses Holzbildnis wird als Maneki-Neko bekannt.

Zusätzliche Infos zur Maneki-Neko unter: http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Maneki-neko

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