Kaspischer Tiger

Der Kaspische Tiger (Panthera tigris virgata), hat vielleicht bis in die späten 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts auch die Gegend rund um das Kaspische Meer bewohnt. Sein Vorkommen soll von der Türkei über Iran und Irak bis nach China gereicht haben. Bekannt für eine große Zahl von Tigern war das antike Hyrkanien am südlichen Rand des Kaspischen Meeres. Berichten zur Folge könnten Einzelexemplare des Kaspischen Tigers bis in die 90er-Jahre überlebt haben. Diese Berichte sind allerdings nicht bestätigt. Die Art gilt heute als ausgestorben.

Der Kaspische Tiger, der auch als Turan-Tiger (oder Turkestan-Tiger) bezeichnet wurde, kam insbesondere in Zentralasien vor. Berichten der Mediengruppe ASIA-Plus* (Tajikistan) zur Folge waren Kaspische Tiger im Jahr 1937 in den schwer zugänglichen und unpassierbaren Dickichten sowie Schilfgebieten der südlichen Flüsse Tadschikistans zu Hause.

Wie alle Tigerarten war auch der Kaspische Tiger scheu. Angriffe auf Vieh waren selten, der Mensch wurde nur dann angegriffen, wenn sich der Tiger in die Enge getrieben fühlte und sich verteidigen musste.

Nur 17 Jahre später - im Jahr 1954 - gab es die letzte Sichtung eines Kaspischen Tigers in Tadschikistan. In den anderen damaligen Sowjetrepubliken wurden, nach verschiedenen Berichten, die letzten Exemplare des Kaspischen Tigers bereits in den Jahren 1946 (Usbekistan) und 1947 (Turkmenistan und Usbekistan) gesichtet und wohl auch geschossen.

Entscheidenden Anteil am Verschwinden des Kaspischen Tigers dürfte nach Meinung des stellvertretenden Direktors der "Staatlichen Sonderschutzzone Naturschutzgebiete", Ubaidullo Akramov, die Zerstörung der Lebensräume des Tigers gehabt haben. Seinerzeit wurden die Tugai-Wälder in den Ufergebieten des Amu Darya abgeholzt und Baumwollfelder angelegt. Von den 90.000 Hektar an Tugai-Wäldern, die es noch in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts gab, waren bis 1950 bereits 40.000 Hektar vernichtet.

Eine Ausnahme stellte lediglich das Reservat "Tigrovaya Balka" dar. Das Reservat befindet sich etwa 200 Kilometer südlich von Duschanbe entfernt und wurde 1938 gegründet. Hier gibt es noch die unzugänglichen Tugai-Auenwälder, die sich am Unterlauf des Vakhsh-Flusses befinden - und sogar in einem schmalen Streifen bis zum Amu Darja, dem Grenzfluss zu Afghanistan führen. Das afghanische Kunduz ist nur etwa 50 km Luftlinie entfernt.

Tiger

Kaspischer Tiger

Im "Tigrovaya Balka"-Schutzgebiet gab und gibt es zahlreiche Buchara-Hirsche, Gazellen, Hasen und Wildschweine, kurz: alles was der Kaspische Tiger zur Ernährung benötigt(e). Doch leider gibt es hier keine Tiger mehr. "Als um das Reservat herum Baumwolle angebaut und geerntet wurde, verließen die Tiger diese Region".

Heute sind die Baumwollfelder in der Umgebung des Reservates kahl. Der Boden ist salzig und an einen Anbau ist nicht mehr zu denken. Doch auch das perfekte Ökosystem, in dem die Tiger lebten, hat gelitten. Als die Tiger verschwanden, nahm auch die Zahl der anderen Vertreter der Fauna ab und sogar die Zahl der vorkommenden Pflanzenarten reduzierte sich.

Die Gerüchte, dass es in der Region doch noch Tiger geben könnte, werden immer wieder durch angebliche Sichtungen genährt. Im Jahr 2006 will ein Fischer im Balkhash-Delta Tigernachwuchs gesehen haben. Im Jahr 2016 wollen Jäger im "Tigrovaya Balka" eine große Katze gesehen haben. Doch der Beweis für diese Sichtungen konnte nicht erbracht werden. Aufgestellte Fotofallen haben leider kein positives Ergebnis liefern können. Auch wenn die Tiger extrem scheu sind, so wäre ihre Existenz durch diese Fallen sicherlich belegt worden. "Der Turan-Tiger ist verschwunden, daran besteht kein Zweifel", so Rustam Muratov, Leiter der Abteilung für Ökologie der terrestrischen Wirbeltiere des Instituts für Zoologie und Parasitologie der Akademie der Wissenschaften Tadschikistans.

Doch es gibt noch Hoffnung. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der Kaspische Tiger genetisch zumindest sehr nahe mit dem Amurtiger verwandt ist. Andere halten die Tiger gar für genetisch identisch. Theoretisch wäre es also möglich, den ehemaligen Lebensraum der ausgestorbenen Population des Kaspischen Tigers entsprechend zu ersetzen.

Ob es dazu kommen wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Es kann 20 oder mehr Jahre dauern, bis sich in dieser Region - vielleicht - wieder Tiger ansiedeln. Doch der Mensch scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Zumindest hat er erkannt, dass der Kaspische Tiger eine Bereicherung darstellt und hält ihm einen möglichen Lebensraum frei.

Kaspische Tiger waren genetisch eng mit dem Sibirischen Tiger verwandt. Seine Statur war jedoch weniger massiv. Sein Fell wies die typischen Tigerstreifen auf, diese waren jedoch heller als bei den anderen Arten.

Die Tiere erreichten eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 165 cm (w) und bis zu 200 cm (m). Messungen einschließlich Schwanz ergaben rund 180 cm (w) und bis zu 270 cm (m). Das Gewicht Kaspischer Tigermännchen betrug bis zu 240 kg, während die weiblichen Tiger etwa die Hälfte wogen.

Müller [3, dort S. 60] beschreibt die kaspischen Tiger als von weißlicher Farbe, mit kurzen Beinen, einer Größe von sieben Fuß.

Quellen:

* Asia Plus, wie Zentralasien seinen Turan-Tiger verlor, 31.07.2017, 16:19 Uhr; im Internet unter: https://news.tj/ru/news/tajikistan/society/20170731/kak-tsentralnaya-aziya-poteryala-svoego-turanskogo-tigra
* Pierer's Universal-Lexikon, Band 8., Altenburg 1859, S. 690
[3]
Müller, Anton: Die Reiche der Natur, S. 59, Verlag Gottfried Vollmer, Hamburg, 18xx

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