Entwicklung im Mutterleib

Entwicklung im Mutterleib

Marcus Skupin | Welt der Katzen Freitag, 3. Januar 2014 von Marcus Skupin | Welt der Katzen

Wunder des Lebens

Pränatale Entwicklung eines Katzenlebens

Was geschieht wann, zwischen Deckakt und Geburt der Katze?

Deckakt und Eisprung der Katze

Ei- und Samenzelle

Samen- und Eizelle

© 2019, Marcus Skupin (Quelldatei: public domain)

Mit dem Deckakt sind die theoretischen Voraussetzungen für ein neues Katzenleben geschaffen. Während einige Hundert von insgesamt mehreren Millionen von Samenzellen im Ejakulat des Katers den Weg zu den Eileitern der Katze "suchen", befinden sich eine oder mehrere Eizellen auf dem Weg durch die Eileiter in Richtung Gebärmutter der Katze. Die Spermien sind maximal 48 Stunden lebensfähig. Die Menge des Ejakulats beträgt beim Hauskater bis zu 0,3 Milliliter. Auch die Eizellen haben eine Lebensfähigkeit von nur wenigen Stunden. Hat bis etwa 24 Stunden nach dem Eisprung keine Befruchtung stattgefunden, so ist diese Chance vertan.

Katzen haben einen induzierten Eisprung, d.h. die Eizellen wurden erst durch den Paarungsakt freigesetzt (deshalb gibt es bei Katzen auch keine Periodenblutungen).
Die Keimzellen (Spermium und Eizelle) besitzen im Gegensatz zu allen anderen Zellen der Katzen lediglich einen einfachen (haploiden) Chromosomensatz. Erst durch die Befruchtung einer Eizelle, d.h. die Verschmelzung vom Samen- und Eizelle, die in den Eileitern der Katze erfolgt, erhält die Zygote den vollständigen, doppelten (diploiden) Chromosomensatz.

Zygote und Morula

Zellteilung

Teilungsstadien (Zelle)

Foto: Jslucas75 / Wikipedia

20-30 Stunden nach der Befruchtung hat die Zygote eine Größe von etwa 1,3 Millimetern. Die Teilung der befruchteten Eizelle hat noch nicht begonnen. Sie befindet sich auf dem Weg durch den Eileiter zur Gebärmutter der Katze.

60-68 Stunden nach der Befruchtung beginnt die Zygote mit der ersten Teilung. Dabei teilt sie sich zunächst in zwei identische Zellen mit gleichem Zellkern (Blastomeren).

70-82 Stunden nach der Befruchtung erfolgt die nächste Teilung zum 4-Zell-Stadium. Untersuchungen an verschiedenen Säugetierarten haben ergeben, dass im 2-Zell-, 4-Zell- und 8-Zell-Stadium jede der einzelnen Zellen die Fähigkeit besitzt, zu einem vollständigen Individuum zu werden. Die Zellen sind zu diesem Zeitpunkt noch totipotent, was beim Embryosplitting (Klonen) eine Rolle spielt [8].
Der aus Blastomeren bestehenden "Zellhaufen" wird Blastula genannt. Zwischenzeitlich hat er die Gebärmutter der Katze erreicht und schwimmt dort herum, ohne sich bereits eingenistet zu haben.

96 Stunden (4 Tage) nach der Befruchtung besteht der Zellklumpen aus 32 Zellen, die in Kugelform angeordnet sind und Morula, "Maulbeere" genannt werden. Die einzelnen Zellen der Morula prägen erst im nächsten Entwicklungsschritt ihre spätere Bestimmung aus.
Da bisher kein Wachstum stattgefunden hat, hat sich die Größe des "Zellhaufens" übrigens bis zu diesem Stadium kaum verändert. Die einzelnen Zellen sind durch die Teilung immer kleiner geworden. Der Embryo ist noch immer winzig und hat etwa eine Größe von 1,3 Millimetern. Er befindet sich nun in einem der Gebärmutterhörner.

Blastozyste, Ektoderm und Entoderm

Blastozyste

Blastozyste

Abb: Wikipedia (gemeinfrei)

5-6 Tage nach der Befruchtung bildet die Blastula einen Hohlraum aus, dessen äußere Zellen, die etwa 0,6 mm großen Trophoblasten kurze Zeit später die Plazenta bilden werden (Blastozyste). Der Hohlraum selbst wird sich zum Verdauungstrakt des Embryos entwickeln. Die Trophoblasten bilden ein Hormon (Gonadotropin), dass die Gebärmutterschleimhaut für das Einnisten des Embryo vorbereitet. Die Zellen sind ab diesem Stadium nur noch pluripotent. Aus einem Teil von ihnen kann jetzt nur noch die Plazenta entstehen, während die restlichen Zellen "nur noch" die Teile des Embryos werden können.
Etwa gleichzeitig bilden sich drei sogenannte Keimblätter, in dem sich verschiedene Zonen der Blastula falten (Gastrulation). Ektoderm und Entoderm sind die primären Keimblätter, zwischen ihnen wird sekundär das Mesoderm gebildet.
Aus den Keimblättern werden sich bald die verschiedenen "Körperteile" des Embryos bilden. Bisher wurden die Prozesse des Kätzchenwerdens hauptsächlich durch die Gene der Eizelle gesteuert. Nun wird sich herausstellen, ob die Kombination der beiden haploiden Chromosomensätze aus Samen- und Eizelle "zusammen passt". Treten fehlerhafte Kombinationen einzelner Gene auf, so stirbt der nicht lebensfähige Embryo ab. - Doch bis dahin sind noch ein paar Tage Zeit. Der Embryo ist jetzt etwa 1,5 mm x 1 mm groß. Seine Form wird damit leicht länglich.

13 Tage (2 Wochen) nach der Befruchtung. Der Katzenembryo nistet sich in der Gebärmutterwand ein, indem sich die Trophoblasten an der Gebärmutterschleimhaut anheften (Nidation).
Aus dem ersten Keimblatt, dem Ektoderm bildet sich sich zunächst das größte Organ der Katze, die Haut (Epidermis). Zudem entwickelt sich ein Plättchen, faltet sich zu einer Nut und formt sich in den nächsten Tagen weiter zu einem Rohr. Die Neuralleiste wird das Zentrale Nervensystem (ZNS) der Katze bilden. Auch die Sinnesorgane und die Kopfmuskulatur ist - im Gegensatz zur sonst mesodermalen Muskulatur - ektodermal.
Die Zellen des zweiten Keimblattes, des Entoderms werden zu Schleimhäuten, Drüsen, Organen wie Leber, Lunge, Blase, Schilddrüse und dem Verdauungssystem.
Die Zellen des dritten Keimblattes, des Mesoderm bilden die Wirbelsäule (Chorda), das Skelett, Muskulatur und Bindegewebe ebenso wie die übrigen inneren Organe der Katze (Herz, Milz, Niere).
Zunächst werden seitlich der Mittellinie des Embryos Somiten (Urwirbel) abgeschnürt. Der Embryo wird in seitenverkehrt identische Strukturen unterteilt. Im Laufe der weiteren Entwicklung bilden sich Wirbel, Muskelgewebe (außer im Kopfbereich), Leder- und Unterhaut. - Nun lassen sich auch bereits Kopf- und Schwanzende des Embryos unterscheiden.

Embryonalentwicklung der Katze

Embryomodell

Embryo

Abb.: nach Ellenberger, Anatomie d. Haussäugetiere, 1912

15 Tage nach der Befruchtung zeigt der Embryo die typische Haltung, in dem der Kopf etwas zum Bauch hin gebogen ist. Er ist jetzt zwischen 2 und 10 Millimeter groß. Die Neuralleiste entwickelt sich zum Neuralrohr. Die Augenblase entsteht.

17-18 Tage nach der Befruchtung bildet sich das Mäulchen sowie vier Kiemenbögen, die sich später wieder zurückbilden werden. Kleinhirn und die Anlagen von Augen und Ohren sind erkennbar. Die Anlage der Linse des Auges wird angestossen. Die Urwirbel werden zu einem Dermatomyotom (außen) und einem Sklerotom (innen) umgestaltet.

18-19 Tage nach der Befruchtung hat die Größe des Embryos zwischen 7 und 18 mm erreicht. Die Entwicklung der Gliedmaßen beginnt mit eine Knospung und nach dem Kleinhirn sind nun auch Groß- und Stammhirn angelegt.

20 Tage nach der Befruchtung; der Embryo hat jetzt etwa die Größe einer Haselnuss. Die Plazenta umgibt die Fruchtblase nun wie ein Gürtel.

21 Tage (3 Wochen) nach der Befruchtung sind die Vorderbeine voll entwickelt, während die Hinterbeine noch einfache Auswüchse darstellen. Der Schwanz ist länger geworden, da sich die Wirbelsäule ausbildet. Aus den vorderen Kiemenbögen haben sich Anlagen der Gehörgänge gebildet. Das Kleinhirn ist nun gefurcht, Blutkreislauf, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Leber und Nieren und primitive Geschlechtsorgane entwickeln sich.

23 Tage nach der Befruchtung das Körperskelett entwickelt sich weiter. Zu diesem Zeitpunkt besteht es noch aus Knorpelmasse. Zehen sind erkennbar. Das Gesicht mit Schnauze, Augenlidern und Ohrmuscheln nimmt erkennbare Züge an. Die Hirnanhangdrüse entsteht. Hier werden künftig zahlreiche Hormone gebildet, die für die Körpersteuerung und das Wachstum des Kätzchens benötigt werden.

24 Tage nach der Befruchtung ist es möglich, den Tastsinn des Embryos nachzuweisen.

25-27 Tage nach der Befruchtung ist die Größe des Embryos auf etwa 21 bis 40 Millimeter angewachsen. Neben der Fortentwicklung der früher angelegten Organe beginnt nun die Verkalkung des Skeletts. Auch bilden sich die Milchzähne, die allerdings noch für längere Zeit im Kiefer eingebettet bleiben.

Fötale Entwicklung der Katze

Katze, Fötus

Katzenföten (Hauskatze)

© Marcus Skupin, 2013

28-32 Tage (4-5 Wochen) nach der Befruchtung sind die inneren Organe des Kätzchens bereits voll entwickelt. Der Fötus selbst hat jetzt eine Größe von 25-50 Millimetern und wird von der Fruchtblase, die etwa die Größe eines Tischtennisballs hat umgeben. Das Wachstum nimmt jetzt erheblich zu.

33 bis 38 Tage nach der Befruchtung wachsen die Krallen an den Zehen des Fötus. Die Haut ist glatt. Fell werden die Kätzchen erst in einigen Tagen bilden. Die Anlagen der Sinushaare sind bereits vorhanden. Der Fötus hat jetzt eine Größe von 35 bis 60 Millimetern.

42 Tage (6 Wochen) nach der Befruchtung ist der Fötus auf eine Länge von etwa 50-80 Millimetern gewachsen. Das Wachstum der Haut schreitet voran. Sie nimmt an Dicke zu und bildet nun auch erste Falten aus. Der Fötus hat nun vollständige, geschlossene Lider am Auge. Das Innenohr entwickelt sich weiter und auch Darmzotten sind bereits vorhanden.

44 Tage nach der Befruchtung hat der Fötus eine Größe zwischen 60 bis 95 Millimetern. Das Fellwachstum beginnt.

48 Tage (7 Wochen) nach der Befruchtung haben sich Pigmente in der Haut eingelagert. Der Fötus zeigt nun seine spätere Färbung und ist jetzt zwischen 65 und 125 Millimeter groß.

60 Tage nach der Befruchtung ist der Fötus voll entwickelt und lebensfähig. Trotzdem benötigt der Organismus des Kätzchens eigentlich noch einige Tage um an Größe und Gewicht zuzulegen.

63 bis 68 Tage (9 Wochen) nach der Befruchtung. Es ist geschafft. Um den 65. Tag kommt der Katzennachwuchs mit einem durchschnittlichen Gewicht von 80 bis 120 Gramm zur Welt.

Tabellen zur Katzenentwicklung

Entwicklungsschritte der Katze

Die Entwicklungsschritte der Katze über 240 Tage von der Zeugung bis zur Pubertät. Darstellung in Tabellen.

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Quellen zum Artikel Entwicklung im Mutterleib

* Bommas-Ebert, Ulrike / Teubner, Phillip / Voß, Rainer; Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie (09. August 2006), Thieme Verlag, ISBN: 978-3-1313-5532-4
* Gurwitsch, Alexander, Dr.; Atlas und Grundriss der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen; Lehmann's Medizin Handatlanten, Band XXXV.; J.F. Lehmann Verlag, 1907
* Knospe, Clemens, Dr., Vergleichende Embryologie der Hauskatze: für Studierende und Praktiker der Veterinärmedizin; CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (8. März 2013), ISBN: 978-1-4823-4383-0
* Leipoldt, A.; Embryologie der Hauskatze, Internet, Abruf am 14.01.2014 unter http://pawpeds.com/pawacademy/reproduction/embryology/index_de.html
* Tierklinik.de; Internetabruf am 09. Oktober 2015; http://www.tierklinik.de/medizin/reproduktion/embryologie
* Vetstudy; Internetabruf am 09. Oktober 2015; vetstudy.johanneslink.de/pafiledb3/uploads/Embryologie.doc
* Walde / Nell / Schäffer / Köstlin; Augenheilkunde - Lehrbuch und Atlas Hund, Katze, Kaninchen und Meerschweinchen, 3., überarb. u. erw. Aufl. 2008., Verlag Schattauer, ISBN: 978-3-7945-2307-8
[8] Skupin, Marcus: Klone, welt-der-katzen.de, online (03.05.2020)

Artikeldaten "Entwicklung im Mutterleib"

Marcus Skupin | Welt der Katzen
Pränatale Entwicklung der Katze, Entwicklung im Mutterleib
www.welt-der-katzen.de (online)
Erstveröffentlichung: Januar 2014
letzte Ergänzung: 06. März 2022

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